Hoch zur Ostsee und rüber nach Polen

5. Juli: Einmal in die Ostsee hüpfen und Gutshaus Ehmkenhagen

Am Sonntag, den 5.Juli sind wir von Rosenwinkel aufgebrochen und auf der A19(?) Richtung Rostock getuckert. Schon bald stellte sich aber heraus: Wir sind einfach zu breit für die Autobahn: Wegen einer Baustelle war als Breite 2,10m vorgegeben wo wir leider 8cm zu viel drauf hatten. Also mit vielen LKWs und einigen Wohnmobilen über die Umleitungs-Strecke getuckert. Waren irgendwie viele ulkige Ortsnamen dabei, als wir durch Twiethagen (oder so ähnlich) gefahren sind hätte ich das ja schon gerne getwittert ;)

Bei Rostock haben wir die Autobahn dann verlassen und sind weiter auf einer Bundesstraße die grob parallel zur Küste nach Osten verlief. Und weil die Ostsee jetzt ja „irgendwie links neben uns“ war, haben wir auch einfach irgendeine Staße nach links genommen und sind angekommen an… naja, leider nicht an der Ostsee sondern nur an immer kleiner werdenden Straßen. Als wir auf einem schmalen Plattenweg waren, haben wir dann doch mal nach dem Weg gefragt. Den Hinweisen folgend (also nicht denen des Mannes der meinte „Ja, eigentlich hier einfach quer übers Feld, an die Ostsee kommt man dann irgendwann“ sondern die hilfreichen) kamen wir dann schnell wieder auf eine große Straße Richtung „Hohe Düne“. Das wir auf dem richtigen Weg waren, sah man auch ganz gut daran das auf der Gegenfahrbahn eine schier endlose Kolonne von Autos fuhr – eben alle auf dem Rückweg vom Wochenende am Meer.

An der hohen Düne war parken als Wohnmobil gleich doppelt so teuer wie als normales Auto, aber wir haben uns die 4€ für 2 Stunden dann einfach mal gegönnt und sind in die Ostsee gehupft. War nicht ganz so warm wie der Pool, aber trotzdem angenehm. Nur etwas zu viel Algen und Quallen. Strand war auch immer noch nicht wirklich leer, trotz der vielen vielen Autos die wir da schon hatten wegfahren sehen, aber war halt auch nicht weit von Rostock…

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Zum Abend sind wir dann ins Gutshaus Ehmkenhagen gefahren (Achtung, bis auf die Anfahrtsbeschreibung brutal uninformative Website: http://gutshaus-ehmkenhagen.de/index.html) Da wohnen Thomas, Jana und Eik, die Franz über Mühlen-Connections kennt. An Eik erinnern sich vielleicht noch einige von euch: als den beeindruckend ausdauernd headbangenden, langhaarigen Jungen auf der vorvorletzten(?) Mühlenparty. Das Haus ist jedenfalls wirklich sehr schön, ich fand besonders die Küche sehr toll und es gab auch einen grau-weißen Kater mit Fell das mich sehr an Schaf erinnert hat – Franz meint, weil es so ungepflegt war… ich fand ihn sehr flauschig!

6. Juli: Im Ausland beginnt dann wohl das mit dem „Abenteuer“

In Ehmkenhagen haben wir erstmal sehr ausführlich ausgeschlafen, noch etwas mit Thomas und Jana gequatscht, Wäsche trocknen lassen und Internet genutzt, so das es irgendwie schon 15h war als wir losgefahren sind. Es war aber auch schwieriger als gedacht herauszufinden wie das mit den Fähren über die Swine (also von Usedom nach Wollin) genau ist. (Auflösung: Sind kostenlos, die eine ist Mo-Fr tagsüber aber nur für einheimische Kfz, fahren beide auch nachts noch mindestens alle Stunde bzw. bis die Warteschlange abgearbeitet ist)

Wir sind vorwiegend über Landstraßen gefahren, mit nur einem kleinen Stück Autobahn dazwischen. Dabei gab es erstaunlich oft direkt hinter dem Ortseingangs-Schild Tempo 70 – mag MeckPomm seine Dorfbewohner nicht so wirklich oder stören die sich einfach wirklich nicht daran?! Der Prt Anklamm (?) sah irgendwie hübsch aus von der Umgehungs-Straße aus, das wollte ich mir notieren, hiermit getan. Als wir uns Usedom und dem Stettiner Haff näherten, gab es da einige Wälder von toten Bäumen, kommt so etwas von Hochwassern? Experten mögen sich bitte zu Wort melden! Sieht jedenfalls irgendwie gespentisch aus…

Mit der Brücke nach Usedom hatten wir dann zumindest schon mal Deutschland-Festland verlassen; bevor wir uns ganz aus dem Land machten haben wir uns noch mal in der historischen Altstadt von Usedom umgesehen. Die Straße dahin war zwar auch etwas historisch, aber irgendjemand muss ja mal diesen Schildern am Straßenrand folgen, die auf „Sehenswürdigkeiten“ hinweisen. Die Altstadt war dan tatsächlich auch ganz schön, aber auch völlig ausgestorben. Es war so gegen 7 als wir da waren und es hatte alles zu. Was besonders gemein war, weil es die ganze Zeit total lecker nach Räucherfisch oder so roch, und Franz auch Hunger hatte, aber alles was nach Essen aussah hatte montags Ruhetag oder nur bis 18h auf. Als wir wieder auf dem Rückweg zum Wohnmobil waren, sahen wir das es – eigentlich direkt dahinter – ein noch offenes Restaurant gab. Dort haben wir dann auch noch was gegessen und die Chance genutzt die drei Bürokratie-Briefe die wir noch dabei hatten mit Briefmarken zu versehen und in den (fast) letzten Briefkasten vor der Grenze zu werfen.

Über die deutsch-polnische Grenze zu fahren ist wegen Schengen etc. ja eigentlich echt unspektakulär, aber irgendwie ist es (für mich jedenfalls) immer noch was aufregendes (und ich hätte gerne nen Stempel in den Pass!). Es ist auch lustig, wie sehr dann doch Kleinigkeiten anders sind. Die Pfeile auf der Straße zum Abbiegen etc. haben zum Beispiel etwas andere Proportionen als in D, die Straßenschilder öfter mal gelben statt weißen Hintergrund und natürlich sind die Schilder in einer Sprache die ich nicht verstehe: Uwaga heißt Vorsicht, sagt der ADAC Mini-Guide zu Polen, aber was dann dahinter steht verstehen wir dann immer nicht – sehr hilfreich, oder?

In Swinemünde wollten wir dann zur Fähre (ich hatte ja recherchiert!) und haben sie trotz verwirrender Schilder auf Polnisch auch gefunden. Kurz vor der Schlange Autos, die auf die Fähre warteten, liefen drei Wildschweine ganz gemütlich über die Straße und schienen von den Autos so rein gar nicht beeindruckt. Weiter vorne waren noch weitere und zwar mit einer Horde Frischlinge dabei. Die polnische Autofahrer vor uns waren auch begeistert am Smartphone-Filmen, die Imbissbuden-Besitzer hingegen schienen mit den Wildscheinen vertraut und unbgeistert und verscheuchten sie. Respektvollen Abstand (so vonwegen weil Frischlinge dabei sind) zeigten sie dabei nicht.

Die Fähre vor uns ist gerade voll, aber die nächste schnell da. Es gibt ein raffiniertes System mit Markierungen für gleichzeitig 4 und 5 Spuren und wir werden wie die fetten LKWs etc eingewiesen. Die Überfahrt über die Swine ist nur kurz, das Beladen dauert bald länger als die Überfahrt an sich. Es gibt schönen Sonnenuntergang und schönes Stettiner Haff anzugucken und merkwürdige kurvenförmige Strecke der Fähre zu hinterfragen.

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Auf der anderen Seite, also auf der Insel Wollin, fahren wir noch ein kleines Stück auf der Schnellstraße und biegen dann ab in eine kleine auf der Karte als Sackgasse eingezeichnete Straße die zwischen zwei Naturschutzgebieten am Ufer des Stettiner Haff liegt. Das „sah auf der Karte schön aus“, also wollen wir schauen ob wir da irgendwie übernachten können. So kommen wir in den Ort Lubin, wo es auch einen Campingplatz gibt, aber das wäre ja langweilig. Auf der Google Maps steht ein Stück weiter was von „Parking“. Wir fahren also die Straße weiter, die Straße wird immer kleiner und holpriger und es ist schon ganz schön dämmerig. Es gibt hier jetzt ein paar schicke Villen – aber keinen Parkplatz. Wir wissen das die Straße bald vor uns enden wird und gerade gibt es auch keine Möglichkeit mehr zu wenden. Was genau machen wir hier?

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Das Bild beschreibt das Gefühl der Situation erstaunlich gut…

Kurz vor dem Ende der Straße tut sich neben uns ein Feld auf und es gibt sogar eine Wendemöglichkeit. Und ein Wildschwein auf der Wiese. Wir überlegen uns in der Wendeschleife hinzustellen, aber es ist ganz schön schief, da die Wiese einen Hang hoch geht. Durch etwas rangieren stehen wir… naja, etwas weniger schief, aber immer noch weit entfernt von „gerade“… Gegenüber ist ein fast leeres Baugrundstück oder so, vielleicht können wir uns ja da hinstellen? Als ich beim benachbarten Grundstück jemanden sehe, steige ich aus um zu fragen, ob er vielleicht weiß, ob es ok ist, wenn wir die Nacht über dort stehen. „No problem, no. This is my place and it is okay for me, so it is okay, yes, no problem.“, gibt er Auskunft. Juhu! Wir stellen uns also auf das asphaltierten Stück Einfahrt des Baugründstückes. Das ist sogar gerade!

Unser Gastgeber fährt kurz darauf noch mal weg und wir erkunden etwas die Gegend. Das Wildschwein auf dem Hang ist wieder da, also laufen wir erst mal die Straße entlang, die nach 300m tatsächlich an der Nationalpark-Grenze endet. Danach ist das Wildschwein nicht mehr zu sehen, was sich natürlich auch zu Paranoia eignet, wir laufen die Wiese hoch… Wunderschöner Blick über das nächtliche Haff, mit den Lichtern von Usedom auf der anderen Seite und unserm Wohnmobil unter der Straßenlaterne. Die dann plötzlich ausgeht. Und irgendwann wieder an. Ist aber kein Bewegungsmelder sondern Wackelkontakt. Ein Friedhof vervollständigt das nächtliche Grusel-Ambiente. Wir gehen schlafen. Ist schön auf Reisen zu sein :)