Gdansk – Teil 2: Sopot, Hel und Oliwa

So, jetzt kommt endlich der Beitrag zur zweiten Hälfte unseres Aufenthalts in und um Gdansk, allerdings vorerst ohne Bilder, weiß nicht wieviel Sinn es ergibt wenn man es so liest, aber ich wollte es wenigstens mal hochladen (wir sind schon in Litauen übrigens)…

Montag, der 13. Juli: Wir haben lange geschlafen und sind dann zügig, dass heißt ohne zu frühstücken, aufgebrochen Richtung Sopot. Wir dachten nämlich unser 24h Ticket vom Vortag würde noch für den Zug dorthin gelten, aber die SKM (eine Art S-Bahn und Regionalbahn) hat andere Tickets. Sopot ist ein kleines Seebad das zwischen Gdansk und Gdyia liegt, inzwischen sind die beiden Gd*-Städte aber so gewachsen, dass alle drei zusammen die sogenannte Tricity bilden und es ist weit verbreitet zwischen diesen Städten zu pendeln mit den SKM-Zügen, die Bewohner betrachten es eher als eine Großstadt mit 700k Einwohnern(?). „You live in Gdynia, you work in Gdansk and you party in Sopot“ wurde uns das Verhältnis der drei Städe zueinander mehrmals beschrieben. Wir waren allerdings nur tagsüber (und unter der Woche) in Sopot, da von Party nicht so viel zu sehen, sondern eher von Touris.

Bevor wir allerdings dazu kamen überhaupt irgendwas zu sehen in Sopot wollten wir erstmal das Frühstück nachholen. Ein Burger-Laden nahe des Bahnhofs fiel uns auf, weil es dort FritzKola gab. Ich war ziemlich platt, das Hamburger Getränk hier anzutreffen (und Wostock hatten sie auch noch im Sortiment) aber der eine Kellner meinte, FritzKola gäbe es in Gdansk schon an mehreren Orten… Kleine Welt! Die Burger waren jedenfalls richtig geil und der Laden auch sonst ur gemütlich.

Wer sich jetzt wundert warum ich hier so arg ausführlich von unserem FrühSpätstück erzähle – das war für mich leider schon irgendwie das Highlight von dem Tag in Sopot…. Naja, weiter im Text: Wir sind dann ins Zentrum gegangen, haben uns kurz mal die Kirche dort angeguckt…. und haben sie uns dann noch etwas länger angeguckt, draußen hatte es nämlich angefangen zu regnen. :/ In einer Regenpause sind wir weiter Richtung Strand und Franz hat sich mal eins von den Riesen-Eis-Gebirgen gekauft, die wir gestern auch schon in Gdansk beäugt hatten. Man kann das aber tatsächlich schaffen zu essen bevor es einem die Hand runter fließt, also Franz konnte es jedefalls, für mich wäre so ein Eis eher Qual…

Vorne am Strand ist dann DIE Attraktion von Sopot, sie haben nämlich die längste Mole der Weg. Ähm ja, das ist nicht wirklich viel interessanter anzugucken als es klingt. Und kostet natürlich Eintritt. Und ist mit Massen von Ständen umgeben die massenhaft Bernstein-Zeug und anderen Kramsch versuchen den Touris anzudrehen. Auf einmal Touri-Blödsinn haben wir uns dann auch mal eingelassen, nämlich hat Franz sich von einem Papagei ein Kärtchen mit seiner Zukunft ziehen lassen. Leider wissen wir immer noch nicht, was diese beinhaltet, da sie auf Polnisch beschrieben ist und wir sie uns noch nicht haben übersetzen lassen…

1243, 1244, Foto von dem Horoskop

Nach etwas Rumlaufen am Strand waren meine Schuhe dann endgültig durchnässt vom Regen und ich dementsprechend durchgefroren und unglücklich. Fürs Wetterbericht checken hatte die Zeit morgens auch nicht gereicht und so waren wir ziemlich unpassend angezogen… Nach einer längeren Pause in einem Cafe mit heißer Suppe und WLan ging das dann etwas besser und es kam sogar die Sonne etwas raus. Ich fand Sopot zwar immer noch nicht wirklich schön, konnte aber zumindest nachvollziehen das es für solche Leute die in einem „Seebad“ Urlaub machen mögen, schon schick ist…

Auch noch angeguckt haben wir uns dann natürlich DIE Mole. Naja, es war halt ein langer, gut ausgebauter Steg ins Meer, ne?

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Ich hab ja schon das Gefühl das Sopot ein bisschen das Bedürfnis hat irgendetwas zu kompensieren – vielleicht ja auch kein Wunder, wo es von den beiden großen Städten Gdansk und Gdynia umgeben ist? Neben der lääääängsten Mole der Welt hatten sie auf dieser jedenfalls dann auch noch diese übertrieben lange Bank hingestellt…

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Von Sopot hatten wir genug für den Tag, aber mitten in Gdansk war ab dem frühen Abend noch ein Couchsurfing Treffen in einem Pub angesetzt. Da es uns beim Lagerfeuer sehr gut gefallen hat, sind wir da auch hin und haben auch viele bekannte Gesichter wieder getroffen (und zu einigen jetzt sogar die Namen gemerkt). Ich hab leckeres Kozlak (Bockbier hier aus der Region) getrunken und unter anderem versucht ein paar weitere Mysterien des Polnischen zu lüften. Was mich sehr verwirrt hat: Es gibt zu vielen häufigen polnischen Vornamen, eine Verniedlichungsform – die aber nicht unbedingt erkennbar irgendetwas mit dem Name zu tun hat. So wird Joana zu Asia (ausgesprochen eher Asha) und Alexander zu Oleg. Aber wieso? An diesem Abend haben wir dann auch Velianna aus Bulgarien kennen gelernt, mit der wir uns dann in Ełk wieder getroffen haben (lest ihr später!). Später am Abend hat Velianna auch noch eine Feuer-Poi-Show am grünen Tor gemacht und ihr Couchsurfing-Host Marcin hat das mit seiner Drohne gefilmt. Und der Dlug sei bei Nacht auch noch mal sehr schick aus…

Am Dienstag (14. Juli) wollten wir uns dann auf einen Trip to Hel begeben. Hel heißt der Ort auf der Spitze der Landzunge vor Danzig und eignet sich natürlich für massehaft Wortspiele, ich werde aber versuchen mich zurückzuhalten. Fähren dorthin fahren von Gdansk, Sopot und Gdynia aus jeweils ein paar Mal am Tag und wir hatten uns wegen der doch schon etwas fortgeschrittenen Uhrzeit nach dem Wachwerden für die 13:10 Fähre ab Gdansk entschieden. Die Information wo genau die fährt und wie das mit den Tickets ist konnte ich dem Internet im Voraus nicht entlocken, aber die Touristen-Information vor Ort hat uns da weiter geholfen und dann hatten wir unsere Fähren-Tickets schon eine knappe Stunde vor Abfahrt in der Hand – „One way ticket to Hel“. Dann können wir ja auch noch gerade die Marienkirche besichtigen dachten wir uns und liefen hin. Vor allem der große Turm war ja von außen beeindruckend, also wollten wir den hoch. Aber – wer hätte es gedacht – der Turm der von außen groß aussieht war dann auch von innen groß und mit viiiiielen Stufen zu erklimmen. Auf dem Weg hatte jemand alle 10 Stufen die entsprechende Zahl notiert. 100… 140… die schmale Wendeltreppe ist zumindest schon mal zu Ende. Faszinierend die Decke der Kirche von oben zu sehen… 150… Jetzt sind wir im großen quadratischen Turm an dessen Wänden die Treppe empor klimmt. 170… 200… 250… Wissen wir eigentlich wie viele Stufen es insgesamt sind?? 280…300… 340… da über uns ist eine Zwischendecke, geht es danach noch mal so hoch weiter??… 360… gleich kann man über die Decke sehen!… 380… yeah, tatsächlich fast geschafft! …390… noch mal durchatmen, und eine letzte Treppe eines kleinen Turmes hoch… 400… und ein paar letzte kleine Stufen aufs Dach…. Geschafft! Puh. Durchgeschwitzt. Ist auch sehr voll auf der Aussichtsplattform. Aber whee, Ausblick genießen. Auf die Uhr gucken und hui, in 20 min fährt unsere Fähre, na dann man schnell runter. Auf der Wendeltreppe nach unten ist dann noch ein Stau aber nach nur 10 min sind wir trotzdem unten angekommen.

Als wir unten sind fängt es plötzlich in Ströme an zu regnen. Naja, hilft ja nichts: Dann mal schnell zu dem Ort der uns für die Abfahrt der Fähre genannt wurde. Eine „Ferry Tram“ legt da gerade an, sowas hatte ich auch online in der Beschreibung gelesen. Hm, die fährt aber nicht nach Hel? Wir werden weiter verwiesen an das große Schiff eine Anlegestelle weiter. Dort also schnell hin und über den Steg und Tickets vorgezeigt. Aber er schüttelt den Kopf „Tickets not for this. Small ferry, 300 meters to the right“. Wir hetzen also weiter. Da ist aber nichts. Arghskrzghl. Also wieder zurück. Das große Schiff und die ferry tram legen gerade beide ab. Franz guckt noch mal auf die Tickets in seiner Hand: Es waren die für die Kirchturm-Besichtigung, wir waren eben wohl schon am richtigen Boot nur eben mit den falschen Tickets. Aaaaaaaaaaaaaah. Aber es hat aufgehört zu regnen…

Wir können die Fähren-Tickets dann netterweise auch noch umtauschen für die nächste Fähre. Nach dem Frust erstmal was essen. Hm, die nächste Fähre fährt erst um 17:50 – dann hätten wir nur ne halbe Stunde bis die letzte Fähre zurück geht. Well, nobody said it was easy to go to hel… Actually, somebody might have said that… Also Planänderung: Wir fahren zwar mit der 17.50 Fähre hin, aber mit dem letzten Zug zurück zu fahren, von dem jedenfalls das Internet behauptet, dass er um 22.10 fährt. Da wir jetzt noch massig Zeit haben, besichtigen wir noch zwei POI in der Gdansker Innenstadt, die aber etwas abseits liegen: Den Friedhof der nicht existierenden Friedhöfe (klang einfach nur faszinierend auf der Touri-Karte) und das Solidarność Zentrum (wurde uns beim CS Treff empfohlen). Der Friedhof ist finde ich eine schöne Idee gerade in einer Stadt mit einer Geschichte wie Gdansk:

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Das Solidarność Zentrum sieht von außen vor allem verrostet aus (was es auch ist, aber ich schätze das soll so) aber innen erwartet einen als Überraschung jede Menge Bäume und Pflanzen und auch eine Dachterrasse.

 

Then, finally, it was time for us to go to Hel. Diesmal finden wir auch das richtige Schiff und haben die richtigen Tickets in der Hand! Die Überfahrt mit der Fähre dauert fast 2 Stunden, zuerst fahren wir durch den Container-Hafen von Gdansk, vorbei an einer alten Befestigungsanlage und einer weirden Statue und schließlich raus aufs offene Meer. Also halb-offen jedenfalls, da ist ja noch diese Landzunge.

Hel selbst ist dann schöner und weniger aufregend als ich es von der Hölle (Höle?) erwartet hätte. Die meisten Touristen nahmen die letzte Fähre eine halbe Stunde nach unserer Ankunft, also hatten wir ein eher ruhiges Örtchen anzugucken. Also so viel zu gucken gab es nicht, aber wir haben am Strand gechillt. Guckt selbst (ja, bin grad unmotiviert zu schreiben und werfe euch einfach Fotos vor)

Die Zugfahrt zurück hat tatsächlich so statt gefunden wie das Internet behauptet hatte und die Tickets waren überraschend billig. Viel mitgekriegt habe ich aber nicht, sondern geschlaaaaaafen…

Am Mittwoch (15. Juli) war geplant aus Gdansk weg zu fahren, aber vorher wollten wir uns noch etwas Oliwa angucken, den Stadtteil in dem wir ja immerhin vier Nächte verbracht hatten. Auf Wikipedia habe ich dann fasziniert gelesen, das der Olivaer Platz in Berlin nach diesem Oliva (so der deutsche Name von Oliwa) benannt ist. Von Couchsurfern hatten wir den Tipp bekommen, das auf dem bewaldeten Hügel, wo auch das Lagerfeuer stattgefunden hatte, ein verlassener Turm steht, verhältnismäßig leicht zu finden weil dort ein Geohash liegt. Da mussten wir natürlich hin und auch rauf. Das Raufklettern war definitiv Adrenalinpegel-fördernd, weil das Gerüst nicht so hundertprozentig vertrauenerweckend aussah (viele rostige Stellen und so) und in der Höhe dann auch etwas wackelte. Das gefühlte Wackeln war noch mal deutlich stärker, weil sich die Gipfel der Bäume um einen herum bei Wind definitiv stark bewegten. Aber für das Gefühl da oben auf Höhe der Baumspitzen zu sitzen hat es sich definitiv gelohnt! Und wir sind sogar beide heil rauf und wieder runter gekommen! :)

 

Wir haben dann auch die Kirche und das Kloster von Oliwa angeguckt, war aber nichts Spektakuläres (bzw. wir hatten einfach schon zu viele Kirchen gesehen in den letzten Tagen) aber ich fand es irgendwie sehr lustig eine Gruppe Nonnen beim Rasenmähen zu sehen…

Dann haben wir uns jedenfalls auch verabschiedet von Gdansk und „unserem“ Parkplatz und sind weiter gefahren Richtung Malborg (Marienburg)…