Bunker-Ruinen, Heißluftballons und Wisente

Am frühen Abend des 16. Juli kamen wir bei der Wolfsschanze an, dem Hitler-Bunker/Hauptquartier während des 2. Weltkrieges. Für Eintritt und Parken musste man zwar erst mal einiges bezahlen, aber dafür war dann das Campen auf dem Gelände (und auch Strom, Duschen, etc) inklusive. Wir sind dann gleich am Abend auch noch los gezogen übers Gelände da, was gut war, weil um die Zeit wunderbar wenig andere Besucher da waren.

Die Anlage selbst hat mich irgendwie nicht so sehr beeindruckt, aber wir sind auch furchtbar uninformiert übers Gelände gelaufen, ohne Audio-Guide, Plan oder sonstwas. So waren es halt jede Menge kaputte Gebäude, darunter einige Bunker mit natürlich krass dicken Wänden. Und es ist schon krass, so krass auf Stabilität ausgelegte Architektur in so kaputt zu sehen sozusagen. Schön fand ich auch zu sehen wie die Natur sich das Gelände schon zurück erobert hat. Wir sind dann auch noch etwas rumgeklettert auf dem halb eingestürzten Bunker von Göring (falls ich das von dem Lageplan im Nachhinein richtig gelesen habe) und fürs Adrenalin sorgten dabei die überall aufgesprayten „Ruinen nicht betreten. Lebensgefahr!“ Warnungen.

Schön waren auch noch unsere Nachbarn die mit mehreren Wohnmobilen als Trup durchs Land fahren – jedenfalls glauben wir das er uns sowas erzählt hat, es gab nicht wirklich eine Sprache zur Verständigung :D

 

Von der Wolfsschanze hatten wir es am nächsten Tag nicht mehr so weit bis nach Ełk, wo wir mit Velianna verabredet waren. Sie in der Stadt zu treffen war dann absurd kompliziert, was zuerst daran lag das Franz sich mit Treffpunkten wie „City Center“ zufrieden gab und dann daran das wir uns bei „Jana Pawla II“ treffen wollten. Ich hatte extra noch nachgeguckt, das es nicht auch eine „Jana Pawla I“ Straße gibt, gabs nicht, wir sind also noch mal quer durch die Stadt gefahren — nur um dann zu erfahren das Velianna am Jana Pawla II Park war — der natürlich NICHT neben der gleichnamigen Straße lag. Also wieder fast den ganzen Weg zurück, wo wir dann aber wirklich Velianna getroffen haben und auch die Verwirrung etwas aufklären konnten. Jana Pawla II ist Johannes Paul der 2. (in irgendeiner gebeugten Form und halt in Polnisch) deswegen ist alle Nase lang was nach ihm benannt. Und deswegen gibt es auch keinen ersten…

Wir sind dann zusammen noch etwas durch die kleine Stadt gelaufen, die sehr hübsch direkt an einem großen See gelegen ist, und sind dann zu Papst-Park und unserem Wohnmobil zurück gekehrt um etwas zu Essen. Dann kam auch schon die erste Heißluftballon-Crew, die alle viktorianisch gekleidet waren und halt irgendwie Fahrten im historischen Flair anbieten. Zunächst passierte aber nicht viel, bis darauf das der Korb ausgepackt wurde und sie ein paar Mal mit dem Feuer darauf gespielt haben. Etwa eine Stunde später fingen sie dann auch an den Ballon aufzublasen und plötzlich kamen aus allen Richtungen weitere Ballon-Crews angefahren, und blitz-schnell war das ganze Feld voll mit den ausgebreiteten Ballons die nun aufgeblasen wurden und kurz darauf auch starteten. Das ganze noch passend zum Sonnenuntergang getimed und wunderschön anzugucken.

100_1814

Abends sind die Ballon-Crews noch mal mit den Körben auf Autos durch die Straßen gefahren und haben sozusagen Feuer gespien, coole Show :D Durch Zufall haben wir auch noch ein Konzert entdeckt von zwei polnischen Singer-Songwritern, das war cool :) Außerdem haben wir dann noch viel mit Velianna gequatscht. Sie kommt aus Sofia, Bulgarien, ist Fernseh-Journalistin, Regisseurin und Fotografin und hat gerade in Katowice (Polen) ein Voluntariat gemacht. Zum Abschluss ihrer Zeit in Polen ist sie ein paar Tage durchs Land gereist, eben auch nach Gdansk wo wir sie kennen gelernt haben und nach Ełk, schaut euch auch mal ihr Blog an: vkasheva.wix.com/polandofart. Es war ein sehr schöner Abend mit ihr, bin sehr froh das wir uns mit ihr getroffen haben – und es war auch toll das die Schlafkapazitäten unseres Wohnmobils mal etwas mehr ausgereizt wurden :]

 

Ja, schlechte Selfies FTW!
Ja, schlechte Selfies FTW!

18. Juli: Wilde Wisente und wilder Weg

Als letzter POI für unsere erste Polen Tour standen für den 18. Juli dann noch Wisente auf dem Plan: Im Borkener Forst, nicht allzu weit von Ełk, wurden vor einigen Jahren Wisente ausgewildert und wir wollten uns diese europäischen Bisons und größten Landsäugetiere auf diesem Kontinent auch mal angucken. Wie es sich gehört, war der Weg zu den Wilden auch schon Wildnis – nämlich mit dem bisher abenteuerlichsten Stück Straße über das wir unser Wohnmobil gequält haben… Wir sind nicht nach der Straßenkarte gefahren sondern haben Google Maps vertraut. Und die Feldwege wurden kleiner und kleiner und holpriger und auf einmal war auch noch ein großer Haufen Erde im Weg. Wir waren nun aber schon so weit gekommen und wollten nicht aufgeben. Klar war aber auch, das wir so nicht über diesen Berg rüber kommen würden. Also die Schaufel ausgepackt und angefangen etwas Straßenbau zu betreiben. Hier Erde abgetragen, dort welche aufgeschüttet, große Löcher erst mit Steinen und Stöckern gefüllt und die Straße schließlich für befahrbar erklärt. Franz fährt also zentimeterweise vorwärts, während ich gucke ob wir herüber komme ohne aufzuliegen…

Natürlich entdeckten wir danach dass andere Fahrzeuge einfach auf der Wiese neben der Straße gefahren sind, aber hey: Abenteuer! :D

Den Rest des Weges zu den Wisenten zu finden war danach natürlich vergleichsweise einfach. Und wir hatten auch Glück, denn als wir kurz nach 4 dort ankamen, fanden wir heraus das es Öffnungszeiten gibt und diese 9-11 und 16-18 Uhr sind. Die etwa 100 wild im Wald lebenden Wisente haben sich nicht blicken lassen, aber im Gehege der Försterei sind 6 Jungbullen zu sehen und die waren schon echt beeindruckend. Locker so groß wie Franz, flauschig wie sonstwas und naja, irgendwie insgesamt ziemlich krass einfach. In der Größe passend waren leider auch die massenhaft anwesenden Bremsen, aber die Wisente stanken netterweise interessanter als wir. Boah, ich weiß gar nicht was ich zu den Wisenten noch so sagen soll außer halt das mit dem krass immer zu wiederholen… Muss man sich vielleicht in live angeguckt haben und/oder vielleicht bin ich gerade auch einfach nicht gut darin Erlebnisse in Worte zu fassen ;)

Auf dem Rastplatz außerhalb des Försterei-Geländes sind wir dann auch über Nacht geblieben und hatten den Platz für uns bis auf die immer wieder außerhalb der Öffnungszeiten auftauchenden enttäuschten Touristen. Abends konnte man da auch Lagerfeuer machen und es gab Dosen-Ravioli – einfach direkt die Dose ins Feuer und fertig! :D Am Morgen haben wir dann auch noch mal den Wisenten beim Frühstücken zugeguckt, selbst gefrühstückt und dann sind wir los Richtung Litauen.

Merkt man eigentlich das ich die Panorama Funktion der Kamera mag? :D
Merkt man eigentlich das ich die Panorama Funktion der Kamera mag? :D

Vor der Grenze noch mal Tanken an einer dieser knuffig kleinen Tankstellen die es da überall gibt, hier sogar mit Tankwärter der das Tanken für einen übernimmt– und da haben wir uns dann doch überlegt unsere fast leere Gasflasche noch zu füllen (in Polen ist laut ADAC das typische Anschluss-System das gleiche wie in D, im Baltikum braucht man Adapter). Füllen geht aber nicht, nur tauschen volle gegen leere. Tauschen geht mit unserer aber nicht, weil ein anderes Format als die die sie da hatten. Wollten dann einfach eine volle kaufen und unsere als Müll da lassen. Während wir im halbwachen Zustand dabei waren die 143 Zloty die das kosten würde langsam in Euro umzurechnen (etwa durch 4), meinte der Takwärter, der unser Zögern wohl als „zu teuer“ interpretiert hatte, na, kommt, passt schon, ich füll euch die einfach doch schnell hier auf. Das hat dann nur 40 Zloty gekostet und wir können jetzt sogar ohne schlechtes Gewissen die truma Gasheizung anschmeißen, yay!

Nach Litauen sind wir dann über (natürlich!) eher abenteuerlich kleine Straßen gefahren, aber davon und von den ersten Tagen dort wird dann der nächste Blogbeitrag erzählen :)

 

Achso und Facebook-Likes und Twitter-Favourites werden mir hier im Blog-Admin-Bereich übrigens auch angezeigt, allerdings als Spam – das habe ich so eingestellt weil das sonst daraus jeweils nen eigenen Kommentar  unter dem Blog-Artikel macht- und (nicht nur deshalb) freue ich mich viiiiiiel mehr über Kommentare :D