Lettland auf dem Rückweg: Berg der Kreuze und Nummernschildverlust

Tja, nun sind wie wieder on the road – und ich habe es nicht geschafft meinen Vorsatz zu erfüllen bis dahin alle Einträge zu der Juli/August Reise wenigstens in kurzer Form nachzureichen… Aber gerade bin ich motiviert zu schreiben, mal gucken ob das mit dem „kurz“ klappt, also weiter mit der Reise:

Also im Anschluss an den Besuch von Kuldiga mit Venta Wasserfall und den Riezupe Höhlen, sind wir die Venta weiter flussaufwärts gefahren, haben auch eine Nacht an ihrem Ufer verbracht – auf einem ausgesprochen schönen Plätzchen übrigens. Der Platz scheint sonst öfter von Anglern benutzt zu werden und so gibt es eine kleine Wiesenfläche mit Feuerstelle, guten Zugang zum Wasser mit einem kleinen Steg – und Anglern als Nachbarn. ^^ Von dort war es nicht mehr weit bis zur lettisch-litauischen Grenze.

Wir hatten uns entschieden in Litauen die Kurische Nehrung (diesmal) doch auszulassen, weil es einerseits einen größeren Umweg bedeutet hätte und wir auch gerade nicht soo Lust darauf hatten. Stattdessen haben wir als nächstes aber eine andere Haupt-Attraktion Litauens angesteuert, nämlich den Berg der Kreuze. Das ist wirklich „einfach nur“ ein Ort an dem massenhaft Kreuze stehen, was jetzt vielleicht nicht so beeindruckend klingt, aber es sind halt wirklich unglaublich Massen. Es gibt da auch eine spannende Geschichte dazu: Der Kryziūų Kalnas ist nicht nur christlicher Walfahrtsort sondern auch Symbol des litauischen Widerstands, es gab über die Jahre nämlich immer wieder Verbote, alle Kreuze wurden weggeräumt oder platt gewalzt – aber schon am nächsten Morgen standen immer wieder neue Kreuze da und es wurden jeden Tag mehr. Das werden sie auch heute noch, zum Touri-Besuch gehört es nämlich dazu sich ein Holzkreuz zu kaufen und de Berg so weiter wachsen zu lassen.

Ich finde es ziemlich schwer den Eindruck dieses Ortes zu vermitteln… Überfluss kommt mir als Wort in den Sinn… es sind so unfassbar viele Kreuze, als wären diese irgendwo hervor gequollen und flößen nun den Berg hinab. An große Kreuzen hängen kleinere Kreuze in die wiederum noch kleinere Kreuze gesteckt sind. An manchen Stellen ist wohl auch eine solche Konstruktion umgestürzt oder zusammen gefallen und es liegt jetzt nur noch ein unordentlicher Haufen da, als wäre dies eine Kreuz-Müllkippe. Von den nicht so qualitativ hochwertigen Kreuzen fallen die Jesusse auch schon mal leicht ab und liegen dann in Haufen auf dem Boden… Die meisten Wege zwischen den Kreuzen sind nur schmal, an ihren Rändern stecken kleine Kreuze im Boden, als wäre die Kreuz-Masse dabei sich auch noch auf die Wege vorzuschieben….

Von den Holz-Kreuzen die man im naheliegenden Shop in allen Größen kaufen kann gibt es natürlich massig, aber insgesamt schon eine große Vielfalt – und teilweise auch Skurilles.

Nach diesem Kreuz-Flash sind wir weiter nach Süden gefahren, Richtung Kaunas, und haben uns auf der Karze einen schönen kleinen See ausgesucht zu dem wir dann hingefahren sind. Wie wir ja wissen, die Karte ist nicht die Landschaft – vor Ort ist der See dicht mit Schilf umgeben und dadurch eher bade-ungeeignet, dafür steht da ein Mahnmal für die hier von Nazis ermorderte Juden des Nachbarorts. Es ist schon bedrückend an so vielen Stellen unserer Reise auf negative Einflüsse Deutschlands zu treffen…

Von dort sind wir am nächsten Tag über rumpelige Straßen nach Kaunas weiter gefahren, der zweitgrößten Stadt Litauens. Dort gab es laut Internet nur zwei Campingplätze, wir sind mal zuerst zu dem billigeren gefahren aber der hatte den Charme eines Parkplatzes. Kein bisschen Grün auf dem Platz, eingezäunt, direkt neben der Autobahn, als großes Highlight einen aufgeblasenen „Pool“ in der Mitte. Dann wohl zum anderen… ^^ Der liegt direkt an einem Badesee und hat auch so einige Bäume, das ist doch schon mal was! :D Dort angekommen müssen wir allerdings feststellen das unser vorderes Kennzeichen nicht mit uns zusammen angekommen ist. Oh nooo…

Tja, was macht man eigentlich wenn man ein Nummerschild verliert? Direkt zur Polizei und weil KfZ-Zulassungsstelle um ein neues Kennzeichen zu holen, sagt das Internet. Ähm, und wenn man im Ausland ist? Ja, das ist schwierig, meint das Internet. Man könnte zum Beispiel jemandem daheim eine Vollmacht ausstellen und die würden dann die Bürokratie erledigen können und einem die neuen Nummernschilder dann zuschicken. Um, I don’t thik so… Naja, wenn es nur ein Schild ist was man verloren hat, kann man mit dem auch noch schnell wieder zurück nach Deutschland fahren, nachdem man es bei der lokalen Polizei gemeldet hat…

Puh, na dann, litauische Polizei, dann machen wir uns wohl mal auf die zu finden… Haben aus dem Internet eine Adresse, fahren also in die Innenstadt und suchen da die Polizeistation. Es ist aber irgendein Feiertag und deswegen so halb geschlossen. Trotzdem ist ein Polizeibeamter da mit dem wir uns mittels Google Translate mehr schlecht als recht verständigen. Er telefoniert und schreibt uns dann eine Adresse auf. Wir wissen nicht genau wo er uns da jetzt hinschickt, es klang zwischen drin nach Touristen-Information?? Es stellt sich aber doch als eine andere Polizeistation heraus, wo es zwei Beamten gibt: Einen anscheinend höher rangigen, der Englisch spricht aber nichts tut, sondern dem anderen übersetzt und diktiert, was der aufschreiben soll. Ist das nun Arbeitsteilung oder eher stille Post spielen? Auf jeden Fall ist den Polizisten nicht so ganz klar was wir jetzt von ihnen wollen, ein neues deutsches Nummernschild können sie uns ja schlecht ausstellen. Und überhaupt, ein Schild haben wir doch noch, damit können wir doch ganz problemlos weiter fahren! Als wir erklären das wir nur den Verlust anzeigen wollen, zucken sie mit den Schultern, naja na gut, sie können uns auf einen Zettel schreiben das wir hier waren und das gesagt haben, ja, wenn es hilft. Auf die Nachfrage ob es denn wirklich ok ist so mit nur einem Nummernschild weiter zu fahren meinen sie noch, wir sollten das richtige mal vorne dran machen und für hinten eins malen – na gut, wenn die Polzei das gesagt hat!

Außer der Polizei haben wir nicht so viel gemacht in Kaunas, wir haben noch einen Tag auf dem Campingplatz rumgegammelt, dessen Luxus genossen, uns etwas vom Reisen erholt und Internet genutzt. Als wir am Montag früh losgefahren sind haben wir noch die Schranke vom Campingplatz mitgenommen, die sich viel zu schnell wieder geschlossen hatte… tubdidu…