Da müssen wir halt durch: Belgien und Frankreich

Ok, die Überschrift klingt jetzt vielleicht negativer als es gemeint ist. Nach Ruigoord/Amsterdam hatten wir eben Spanien als nächstes großes Ziel – unter anderem auch, weil es so kalt war und Spanien mit Süden und Wärme verbunden war. Aber auch die Fahrt durch Frankreich und Belgien war durchaus schön, nur eben nicht explizites Vorfreude-Ziel…

Eine Nacht haben wir in Belgien im Wald vor Antwerpen verbracht, aber Niederlande/Belgien war mal wieder so ein Grenzübergang wo sich nichts auffällig verändert hat, also hat sich da auch noch nichts sehr „Belgisch“ angefühlt. Auf der etwas anstrengenden Autobahn um Antwerpen herum – so viele Auf/Abfahrten hintereinander, dass neben der regulären rechten Spur eigentlich dauerhaft zwei weitere Spuren waren und vor dem langsamen Wohnmobil von links und rechts die Autos rüber ziehen – sind wir weiter gefahren nach Brügge.

Brügge

Ja, echt ein schnuckeliger Ort, den wir natürlich auch nur durch den Film kennen. Ich wollte eigentlich noch mal eine Statistik zu den Besucherzahlen von Brügge raus suchen um zu gucken ob der Anstieg nach Veröffentlichung des Films so krass war wie ich mir das vorstelle. Aber auch wenn sich dort grad keine Mafiosi herum treiben, hat die Stadt einiges zu bieten. Super gut erhaltende mittelalterliche Altstadt, die es so in dieser Form auch nur wegen einer Laune der Natur gibt: Im Jahr 1134 hat eine Sturmflut Brügge einen Meereszugang beschert, der es in den darauf folgenden Jahrhunderten zur wichtigen und sehr reichen Handelsstadt machte. In dieser Zeit entstanden also auch all die schicken Gebäude, die die Altstadt von Brügge ausmachen. Im 15. Jahrhundert versandete dann aber der Meeresarm, Antwerpen wurde als neue Haupt-Handelsstadt der Region groß und Brügge blieb halt einfach so hübsch wie es war stehen, hat also hervorragend von seinem Niedergang profitiert…

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Schokolaaaaaaaaade! :)

Wie das bei schönen kleinen Städten so ist, ist auch Brügge natürlich ziemliche Touri-Stadt. Im Zentrum der Stadt sind zum Beispiel fast ausschließlich Touri-Läden: belgische Schokolade, belgisches Bier, Andenken und Postkarten. Und natürlich überteuerte Restaurants. Wir lassen uns davon aber nicht die Laune verderben, widerstehen irgendeinen Quatsch zu kaufen und genießen das schöne Stadtpanorama.

Weiter fahren Richtung französische Grenze, Richtung Lille, wollen wir eigentlich einen Campingplatz kurz vor der Grenze ansteuern, aber wir verpassen die richtige Ausfahrt. Naja, dann nehmen wir halt den Campingplatz kurz hinter der Grenze, ist dann halt in Frankreich statt in Belgien, macht jetzt ja auch nicht so nen großen Unterschied… dachten wir.

Ein erster komischer Eindruck von Frankreich

Wir fahren also die kleine Straße entlang, die laut OSM zu dem französischen Campingplatz führt und sehen… Autoteile am Wegesrand… dann ach ein Autowrack, hm, ok, das ist irgendwie… naja sagen wir mal „weniger Vertrauen erweckend“. Am Ende der Straße ist tatsächlich ein Platz auf dem Wohnmobile und Wohnwägen stehen – aber auch in teilweise halb zerfallenen Zustand, nach Campingplatz-Infrastruktur sieht hier nichts aus. In halb französischer, halb englischer und halb verständlicher Kommunikation wird uns mitgeteilt, das wir hier schon gerne bleiben können, das es ein Platz für Zigeuner (sic) sei, aber leider außer Dixies keine Infrastruktur gäbe. Hm, ja, nee, das wollen wir nicht. Wir haben die ersten zwei Nächte in Frankreich dann auf einem anderem, naja „richtigem“ Campingplatz verbracht…

Tja, Frankreich, rückblickend betrachtet muss ich ja sagen das ich schon mit einem riesigen Haufen Vorurteilen in das Land gekommen bin. Vor allem ist das Land für mich mit der Sprache assoziiert und die wiederum mit doofen Französisch-Lehrern. Und zumindest das Vorurteil das sich die Franzosen sehr weigern etwas anderes als Französisch zu sprechen hat sich auch ein paar mal bestätigt (und es gab natürlich auch Gegenbeispiele, aber die merkt man sich ja weniger und verstärkt so das Vorurteil im Kopf, jaja). Als wir spät abends und ziemlich fertig von anstrengenden französischen Straßen auf dem Campingplatz La Paille Haute ankamen, war ich froh darüber das ich noch im Kopf hatte das auf der Website explizit stand das sie dort auch Englisch sprechen und ich in diesem Zustand also nicht versuchen muss meine Französisch Kenntnisse zu reaktivieren. Aber für französische Verhältnisse war es wohl einfach zu unhöflich mit „Good Evening“ statt „Bon soir“ zu grüßen? Jedenfalls redete der Mann an der Rezeption dann erstmal eine ganze Weile nur Französisch mit uns auch wenn sich später heraus stellte das er durchaus sehr gut Englisch sprach… *seufz* Noch skurriler fand ich allerdings in dieser Hinsicht ein Gespräch auf der Apero Metro Party in Paris. „Hey, don’t you think you should speak French? I mean, we are in France, that is a matter of respect“ werde ich dort in einem Gespräch angepöbelt. Ich sage ihm das ich nicht gut genug Französisch spreche um mich flüssig zu unterhalten „But it is impolite to speak English here in France, we should all speak French!“ – „Well, you are welcome to speak French to each other, only that will mean I’ld just be standing there not really understand a lot – whereas in English we can all talk to each other…“ – „But show some respeeeeeect!“ Das ganze war übrigens ein nur ein Englisch angekündigtes Couchsurfing Event….

Aber wir haben durchaus auch nette Franzosen getroffen… glaube ich, mir fallen gerade nur keine ein. Hm… Wir hatten in Frankreich jetzt generell nicht sooooo viel mit anderen Leuten zu tun außer in Paris und da waren es überwiegend Ausländer zB Erausmus-Studis…. Hm, wie wende ich das jetzt noch zum Positiven? Naja, ich erzähle einfach mal von den schönen Erfahrungen in Frankreich (die vielleicht weniger mit den Franzosen zu tun hatten…?)

Paris

Auf dem Weg nach Paris haben wir uns die Couchsurfing Events für den Abend angeguckt und da ist uns eines besonders ins Auge gefallen, die Apero Metro Party, angekündigt als „The Craziest Party in Paris“ – also mal gucken ob es an „normal-verrückte“ Partys in Berlin heran reicht ;D

Die Einladung und das Konzept klangen schon lustig: Mit großer Gruppe und Musik-Anlage einen Ubahn-Wagon stürmen und da dann Party machen. Bevorzugt mit schrägen Hüten/ Masken/ Perücken/ Kostümen ausgestattet das ganze. Die Veranstalter bitten um 3€ um die Geldstrafe bezahlen zu können die die vielleicht fürs veranstalten einer illegalen Party auf sie zu kommt (letztes Mal 180€) und technischen Stuff bezahlen zu können…

Auf jeden Fall war es eine schöne Gelegenheit Couchsurfer kennen zu lernen! Zuerst standen wir bestimmt eine Stunde vor dem Metro-Eingang und sind am quatschen während nach und nach immer mehr Leute eintrudeln. Mit Glitzer-Paste ausgestattet bin ich allerdings schon deutlich mehr dabei den „Verrückt Dresscode“ zu erfüllen, also da bin ich von Berliner Party vielleicht auch verwöhnt? Schließlich sind wir losgezogen, eine U-Bahn-Station weit gelaufen (gerüchteweise um der Polizei nicht in die Arme zu laufen) und dann ging es endlich in die Metro. Wir waren so viele das wir nicht alle auf einmal in einen Wagon rein kamen, aber an den darauf folgenden Stationen wurde sich dann eben noch nach und nach dazu gequetscht. Es war echt gute Stimmung, die Musikanlage aber nicht wirklich laut genug, und Platz zum tanzen war ohnehin auch rar. ^^

Danach sollte es noch in eine Bar zur After-Party gehen, aber wir haben uns dann abgesetzt zusammen mit Nico, deutscher Erasmus-Student in Paris. Während wir mit ihm durchs nächtliche Paris ziehen, können wir auch nebenbei noch ein paar Sehenswürdigkeiten „abhaken“ – schon beim ersten Gebäude auf das ich zeige und Nico frage „Und was ist das?“ lautet die Antwort Notre-Dame. Es geht auch an vielen anderen Kirchen vorbei die in jeder anderen Stadt total beeindruckend wären, aber in Paris einfach normal sind und entsprechend unbekannt. Wir laufen weiter durch die Gassen und spüren einen Späti auf bei dem wir bezahlbares Bier kaufen können. Ich bin sehr fasziniert davon das die Spätis in Paris viel frisches Obst und Gemüse im Angebot haben, das könnte sich in Berlin ruhig auch mal durchsetzen! Wir machen unsern Weg nach Norden und erklettern schließich den höchsten Berg von Paris, wo die Sacre-Coeur Kirche steht. Geiler Blick über die nächtliche Stadt!

Wieder zum Wohnmobil zurück zu kommen ist etwas schwieriger als gedacht, obwohl Samstag ist fährt die Metro nicht durch (sagte die verwöhnte Berlinerin empört) aber mit Nachtbussen schaffen wir es um 5 Uhr früh auch irgendwie nach „Hause“…

Am nächsten Tag treffen wir uns mit Nico um auch im Tageslicht noch etwas von Paris zu sehen. Treffpunkt vor dem Louvre, das eine irgendwie enttäuschend kurze Schlange vorm Eingang hat. Also wir wollten halt eh nicht reingehen und ich hatte mich schon darauf gefreut über die Leute zu lachen, die stundenlang anstehen – so lache ich halt über die Leute die alle das gleiche Foto machen, nämlich wie sie vermeintlich die Glaspyramide mit der Hand hochhalten.

Vom Louvre Richtung Place de la Concorde, der Jardin de Tuileries hat viel coole bis weirde Kunst ausgestellt. Der Place de la Concorde ist bemerkbar der größte und verkehrsreichste Platz in Paris und damit doch etwas anstrengend, außerdem kann ich den Obelisken nicht angucken ohne daran zu denken wie sehr er an der Stelle im Tempel von Rases II. In Ägypten ganz offensichtlich fehlt. Die Seine überquerend machen wir unseren Weg schließlich auch zum Eiffelturm, wo die Touristen-Schlangen auch etwas beeindruckender sind als am Louvre. Wolfgang Schwendovius, der Seelen-Vernichter, Adoptiv-Känguruh und unser treuer plüschiger Reisebegleiter hat Spaß auf dem Eiffelturm herum zu klettern, bricht dabei unglücklicherweise die Spitze ab – aber das ist alles nicht schlimm, es gibt da nämlich überall Eiffeltürme zu kaufen, so dass wir den kaputten problemlos ersetzen können.

Also irgendwie fand ich Paris als Stadt anstrengend… selbst die ganzen schönen Häuser sind irgendwie anstrengend weil es so massig viele gibt, alles ist so überlagert mit Zeugs… Also wenn ich mal mehr in Touri-Laune bin könnte ich mir schon vorstellen hier noch mal für nen Besuch hinzukommen, aber angesprochen, gar zum hier Leben, hat mich die Stadt nicht. Und sie ist ja auch voller Franzosen ;)

Wie wir weiter durch Frankreich bis nach Spaniern gefahren sind, das erzähle ich euch dann im nächsten Post. Und ich bin umso motivierter den zu schreiben, je mehr Feedback ich zum Blog kriege *just saying* ;)

Übersetzung gesucht

Die Sprache nicht zu verstehen gehört zum Reisen ja schon auch irgendwie ein bisschen dazu. Schilder die man nicht versteht machen einen Teil des „Fremdheits“-Gefühls aus – aber manchmal fände ich es schon spannend zu wissen was da neben diesem coolen Grafitti steht oder bin so fasziniert von der wahrscheinlich sehr falschen Interpretation die mein Gehirn produziert hat, das mich die Wahrheit dann auch interessieren würde. Deswegen jetzt hier die gesammelten für mich unverständlichen Kuriositäten der Reise – und wenn ihr der jeweiligen Sprache mächtig seid freue ich mich auch wirklich sehr über eine Übersetzung (am einfachsten als Kommentar bei dem jeweiligen Bild, aber sonst auch irgendwie anders)

Polen

 

Estland

In Tartu gab es jede Menge Grafitti, davon einiges auch auf Estnisch:

 

 

Auch aus Talinn habe ich noch etwas Grafitti mit gebracht:

 

Niederlande

Im niederländischen lässt ja zum Glück vieles recht leicht übersetzen, aber dann auch oft nicht ganz bzw. ich bin mir nicht ganz sicher. Fotos sind alle aus Ruigoord.

Belgien

In Spanien gab es auch schon spannendes Grafitti, ich bin also schon am sammeln für „Übersetzung gesucht – Teil 2“ :)

 

Lettische Lücken (aka: Nicht nur Sumpf!)

Ihr erinnert euch vielleicht, das ich den Teil der Reise zwischen Vilnius/Trakai und Estland übersprungen habe. In dieser Zeit lag einerseits das große europäische Rainbow Gathering, worüber Franz ja schon etwas geschrieben hat und andererseits, naja, Lettland. Von Litauen direkt nach Estland zu kommen geht nämlich auch gar nicht, da liegt ein ganzes Land dazwischen. Und davon zu erzählen will ich nun endlich nachholen. :) Und halt auch mein Schlamm-Trauma verarbeiten ;) Lettische Lücken (aka: Nicht nur Sumpf!) weiterlesen

Unterwegs mit Taimi, Chris und Andrew

Da ich ja um Einiges hinterher bin in den Reiseberichten, versuche ich jetzt bei der Beschreibung des „Rückweges“ (also wie wir wieder nach Süden und Westen fahren) mich halbwegs kurz zu halten, damit ich es überhaupt noch beschreibe. Außerdem eignet sich auch gerade diese Strecke für eine Kurzfassung, da wir deutlich schneller unterwegs waren als auf dem „Hinweg“ – also viel mehr Strecke gemacht haben als ständig irgendwo anzuhalten, wir wollte ja bis Anfang September wieder zurück sein und zwischendrin noch mal Rainbow-Pause machen. Es war aber im Rückblick auch ganz schön stressig so schnell unterwegs zu sein… Naja, tolle Sache erlebt haben wir unterwegs trotzdem: Unterwegs mit Taimi, Chris und Andrew weiterlesen

Tolle Mensche treffen in Talinn

Vom Lahemaa Nationalpark sind wir am Freitag dann nach Talinn weiter gefahren, die Hauptstadt Estlands, in der ein Drittel der estnischen Bevölkerung lebt. Wir sind erstmal in den Bezirk Kristine gefahren (nach Empfehlung des Pärchens vom Lagerfeuer am Vortag) das liegt so zwischen der Altstadt und Mustamäe, dem Uni-Bezirk. Konkrete Empfehlung war Parkplatz vom riesigen Supermarkt, aber da war nur 2h Parken erlaubt, wir sind dann einige Straßen weiter beim Löwenruh Park – Parkplatz gelandet, auch gut :) An der Location hatten wir jedenfalls Zugriff auf ein freies Wlan, danke Estland :)

Von dort dann in die Altstadt gelaufen, Tolle Mensche treffen in Talinn weiterlesen

Rainbow – Tag 1

Das Rainbow war ziemlich fantastisch, krass, rudimentär und liebevoll. Mal sehen, ob ich es schaffe alles in chronologischer Reihenfolge hinzubekommen, da es nämlich kaum Fotos gibt, weil Elektronik nicht erwünscht ist dort… Aber versuchen wir es mal chronologisch:

Von Leuten in Vilnius haben wir die Anfahrt beschrieben bekommen, wobei die Informationen die Peter, unser Mitfahrer, bekommen hatte, eine bessere Anfahrt versprachen: weniger schlechte Wege, näher dran mit dem Auto und da man auf das Rainbow selbst nicht mit dem Auto fahren kann/soll, schien uns näher ein ziemlich gutes Argument. Als wir in einem kleinen Dörfchen im Norden des Rainbow Gathering namens Aleksandravele ankamen, sahen wir schon viele „Rainbow People“ die den kleinen Laden des Dörfchens mehr oder weniger leer kauften. :) Also viele fröhliche, freundliche, bunte, barfussige, behaarte, dreadige Menschen. Als wir diese an der nächsten Kreuzung nach dem Weg fragten, stellte sich schon eine geteilte Meinung über die Befahrbarkeit des besseren kürzeren Weges herraus und wir stellten unser „Hamstermobil“ letzendlich kurz ab um uns ein eigenes Bild zu machen: es war „befahrbar“ jedenfalls für den einen Tag, da wir aber nicht wussten, ob das Rainbow nicht voll komisch ist und wir am nächsten Tag nicht evtl. fliehen wollen, entschieden wir uns doch noch mal eine Runde zum offiziellen Parkplatz zu fahren. Also kamen wir von Antrazave und folgten den „Magic Signs“. Auf dem Weg nahmen wir noch zwei vollbepackte Hitchhiker die letzten Kilometer mit, die uns halfen die Magic Signs (weiße Bändchen) zu interpretieren. Der Weg wurde feldiger und matchiger aber nichts, was man nicht mit ein bisschen Vorsicht umfahren konnte. Bis wir zu einem kleinen Flußbett kamen, das fast nur nach Matsch aussah an dem ich (Franz) kurz anhielt und eine kurze „Lagebesprechung“ einrief. Wir kamen zu dem Schluss, das nicht stoppen und schnell durch der einzige sinnvolle Plan ist und so gab ich viel Gas rutschte nur einmal kurz weg, lenkte gegen und wir hatten die andere Seite erreicht. Nun tat sich uns eine flache Wiese auf auf dem wir alle möglichen Autos stehen sahen und voller Freude hatten wir den Parkplatz erreicht. Später erfuhren wir, dass das der Weg für die Fußgänger war und es mittlerweile auch einen Weg für die Autos gab, der nur noch nicht ausgeschildert war. :D Ist ja alles gut gegangen. :) Alle waren glücklich. Spätere Stories, dass sie da einmal pro Tag jemanden raus ziehen würzten das Glücksgefühl auch noch ein bisschen. :)

Auf dem Rainbow angekommen, wollten wir es erstmal erkunden, bevor es dunkel wird. Also gingen wir Richtung des richtigen Geländes, „up hill“ hatte man uns gesagt, weil es auf kleinen Hügeln lag. 10 min später durch noch matchigere Straßen, die man wirklich nicht mit Auto hätte fahren wollen, kamen wir an einem kleinen Shelter an, dort stand ein kleines Schild, schön bemalt und hieß uns wilkommen und es schallte uns auch im Chor entgegen: „Welcome Home!!“. Wir hatten es erreicht, das Welcome Tent.

Dort wurde uns wahlweise Tee oder Kaffee angeboten und uns die „Regeln“ erklärt. Es gibt keine wirklichen Regeln, es sind eher Richtlinien. Zum Beispiel: Keine Drogen, kein Alkohol – das heißt nicht prinzipiell Alkohol und Drogen sind verboten aber bitte verzichtet doch darauf. Wenn es Leute gibt die seit Jahren trinken und ihr morgendliches Bier oder was auch immer brauchen, gehört es halt zu einer Facette des Rainbows. Aber bitte mache es privat. Gras und Nikotin sind ein strittiges Thema, manche Rainbows wollen auch gerne darauf verzichten aber manche ebend nicht. Hängt immer von den jeweiligen Hauporganisatoren/Focalizern ab. Obwohl es auch die Regel gibt „The only organizer in Rainbow, is the one who reads this (sign)“ (Der eizige Organizer auf dem Rainbow ist derjenige der dies[es Schild] liest.) Oder ähnlich wenn du Arbeit siehst, ist es deine. („If you see a job, it’s yours“) Was eine sehr gute Art und Weise ist mit den ganzen „Jemand müsste doch mal …“ umzugehen. :) Weitere Regeln sind z. B. nichts außer Holz in das „heilige“ Hauptfeuer (z. B. keine Zigarettenstummel, Papiermüll etc.) – für andere Feuer gilt eine nicht ganz so strenge Regel, aber keiner würde dort Plastik oder ähnliches verbrennen. Nimm deinen Müll mit nach Hause, mach keine Fotos ohne zu fragen, benutze keine Elektrizität – Taschenlampen sind hier aber wohl ein notwendiges Übel :D, keine Seife im See – generell sollte man sich lieber mit Asche waschen als mit Seife und zu guter letzt die Shit Pits: Ich persönlich habe nicht gedacht, dass man für eine größere Gruppe von Menschen Löcher gräbt um dort hineinzufekalieren ^^, aber ja auf dem Rainbow wird das so gemacht und damit auch alles hygenisch bleibt, sollte man das Häufchen mit Asche oder zumindest Sand bedecken. Manche sagen auch kein Klopapier und manche sagen, passt schon. Hände waschen danach auf jedenfall nicht vergessen. Wenn das Loch voll ist, das nächste graben. Sonst gibt es noch Hinweise wie: Wenn dir langweilig ist, bring Holz zur Küche, Holz zum Hauptfeuer oder hilf in der (Kinder-)Küche. Achja die Küchen sind für die Food Circles da, dazu später mehr…

Nach ungefähr einer Stunde quatschen mit Leuten am Welcome Tent, Tee trinken, Infos bekommen und schon zum zweiten mal „Food Circle“ Rufe hören – Informationen auf dem Rainbow verbreitet man so: Eine Gruppe von Menschen wünscht sich etwas und dann versucht man synchron diese Nachricht zu verbreiten. Dies reicht meistens bis zu ein bis zwei nächsten Gruppen, die diesen Wunsch wiederholen. Zum Beispiel: „Music at healing area needed“ wird ausgerufen und die nächste Gruppe die es hört wiederholt „Music at healing area needed“ und so weiter. Musikanten, die dazu Lust haben, können sich nun aufmachen zur healing area, um dort Musik zu spielen. Ein Besonderes calling ist der „Food Circle“ Ruf. Dieser wird insgesamt dreimal gerufen. Das erste mal wenn eine Gruppe beschließt in 1-2 Stunden müsste es Essen geben. Das ist zusätzlich die Information für Leute das in der Küche jetzt Hilfe benötigt wird. Das zweite mal sollte eine halbe bis eine Stunde bis zum Food Circle noch verbleiben und ein drittes mal „Food Circle Now“ heißt es gibt jetzt unmittelbar den Food Circle. Das ist das Signal das alle sich zum Food Circle begeben können und der Food Circle beginnt. – begaben wir uns mit dem Plan nun zum eigentlichen Gathering weiter zu gehen. Aber nach ungefähr 10 min. weiterem Laufen, kamen wir immer noch nicht am Hauptlager an und beschlossen erst einmal zum Auto zurück zugehen, warme Sachen zu holen und Teller und Besteck für den Food Circle.

Nachdem wir diese Prozedere dann doch endlich hinter uns hatten – zurück 20 min, anziehen, alles mitnehmen und wieder hin laufen – entdeckten wir die ersten kleinen Camps, Kinderküche, Schilder zu den Shit Pits, den Info Point und das Lost and Found und dann auch endlich das Hauptfeuer um das sich mitlerweile die ersten Menschen versammelten. Hier gab es nämlich den Food Circle. Der Food Circle bestand aus einem inneren und einem äußeren Kreis aus Menschen, die das Feuer und die riesigen Essenstöpfe umschlossen. Alle Menschen hielten sich an den Händen (rechte Hand ist dabei in anderer Position als die linke Hand, ich glaube wegen dem Energiefluss und so :) ) und nun begannen Menschen zu singen und die Kreise stimmten mit ein. Wenn man sie noch nicht kannte, lernte man hier die Rainbow Songs, die meist einfach gehalten sind damit man sie schnell mitsingen kann aber eigentlich alle sehr schön sind. Zwischen drin gibt es Küsse auf die Hände oder Wangen die man im Kreis weiter reicht oder die Kreise gehen auf einander zu um sich zu umarmen. Am Ende gibt es meist ein minutenlanges „Om“, das immer weiter gehalten wird, bis die Mehrheit beschließt „langsam hab ich Hunger“ und sich Schweigen ausbreitet :D . Am Ende führen alle ihre Hände nach oben lassen ihre Nachbarn los um über sich die Hände zusammen zuführen und in einer gebetsartigen Geste vor sich führen und sich auf den Boden knien um den Boden zu küssen oder wenigsten nah am Boden zu sein. In dieser Position haart man einige Sekunden aus und dann beginnt langsam das Essen verteilen.

Dazu begeben sich Freiwillige in die Mitte und ihnen werden Hygene-Regeln erklärt wie Schüsseln nur unten anfassen, Essen neben den Töpfen befüllen, damit nichts von den Schüsseln der Rainbower wieder in den Topf fällt, Hände waschen und Portionsgrößen bestimmen. Dann gehen sie langsam zwischen den beiden Zirkeln herum und verteilen das Essen. Grundsätzlich ist alles erstmal vegan, aber es gibt auch noch extra Essen für die nur Rohkost essenden Rainbower. Das Essen ist meist nicht gewürzt, aus Rücksicht vor Allergikern oder ähnlichem. Wenn es Salz gibt, dann separat, Zucker im Essen ist eine Art Tabu, weil dort auch viele versuchen, ohne weißen Zucker zu leben, Dressing zum Salast oder ähnliches gibt es auch nur separat.

Bevor und während Essen verteilt wird, laufen Leute rum um über Workshops zu informieren oder Mitfahrgelegenheiten anzubieten oder zu suchen oder ähnliches. Man unterhält sich mit den Leuten die neben einem sitzen und redet über Abendpläne.

Am ersten Abend haben wir Leute aus Slowenien, die wir in Vilnius getroffen hatten, wieder gefunden und wurden zu ihrem Lager eingeladen um dort am Feuer zu sitzen und zu quatschen. Nach ungefähr einer Stunde saßen wir auch dort und haben uns nach ca. zwei Stunden wieder auf den Weg nach Hause zu unserem Camper gemacht. Weil es kalt und feucht war hielten wir noch kurz am Camp von Israelies an und haben mit denen Tee getrunken, um kurz vor zu Hause noch am Welcome Tent rumzusitzen und zu quatschen, bis wir dann die letzten 10 min zum Camper auf uns nahmen und ins Bett fielen.

Einige erste estländische Erlebnisse

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, bin ich gerade etwas schreibfaul. Das liegt auch daran, dass ich mich besonders davor drücke über die beiden Zeitabschnitte zu schreiben, die jetzt eigentlich dran wären: Das Rainbow Gathering und die zwei Tage in Lettland – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Rainbow war so toll und so faszinierend – da habe ich das Gefühl eigentlich ewig viel schreiben zu wollen, aber das ist mir dann halt gerade zu viel. Und bei Lettland steht halt das Stecken bleiben im Schlamm für mich im Vordergrund, wobei ich (noch) keine Lust habe das erneut zu durchleben. Da habe ich mir gedacht, ehe ich deswegen gar nichts mehr blogge, überspringe ich diese beiden Punkte doch einfach und mache da weiter wo wir seit letzten Montag sind: Mit Estland! :) Ich hoffe das andere wird noch irgendwann nachgereicht, Franz schreibt vielleicht auch was zum Rainbow, aber keine Versprechungen…

Nachdem wir aus dem Schlamm raus waren, wollte ich definitiv einen Campingplatz aufsuchen. Wir haben zuerst einen in Nord-Lettland angesteuert, und der war auch da wo dir Karte behauptet hatte, auch schick am See gelegen, aber irgendwie war dort nichts Rezeptions-Ähnliches…Vielleicht hätten wir dort einfach für umsonst campen können? Irgendwie war die Atmosphäre aber auch etwas komisch und Franz wollte eh noch Strecke machen also hoch zum nächsten Campingplatz in Estland den die Karte kannte. Auf dem Weg dahin noch über viele Sandstraßen – so viele, das selbst Franz irgendwann keine Lust mehr darauf hatte sogar – und dann in Valka/Valga über die Grenze. Das ist eine Stadt mit einer lustigen Geschichte: Ursprünglich eine Stadt (auf deutsch: Walk) wurde sie 1920 geteilt, denn die damals festgelegte Grenze zwischen Estland und Lettland ging entlang eines Flusses der eben durch die Stadt fließt. Während der Sowjetzeit war Valka/Valga dann für über 40 Jahre wieder eine vereinigte Stadt, bei der Unabhängigkeit der baltischen Staaten 1991 aber wurde sich an den Grenzen von 1920 orientiert und die Stadt war wieder geteilt, inklusive Grenzkontrollen natürlich. Heute ist es zwar immer noch eine geteilte Stadt, aber davon merkt man nicht so viel da dank Schengen ja jegliche Grenzkontrolle wegfallen. Es gibt einfach nur mitten in der Stadt ein Ortsausgangs- und Grenzschild :D

Wir sind da also durchgefahren und haben hinter der Grenze getankt an einer „voll modernen“ Tankstelle, sprich ohne Personal nur so ein Automat der die VISA Karte frisst… Estland ist ja insgesamt sehr auf Modernität bedacht und per Gesetz den Zugang zum Internet für jeden Bürger zu garantieren (und zwar schon 2000!) finde ich auch sehr großartig, genauso wie die zahlreichen freien WiFi Zugänge – bei den Wahlen per Internet und SMS bin ich aber schon sehr skeptisch.

Über estnische Autobahnen sind wir dann hoch nach Elva. Die Straßen waren teilweise sehr geil, teilweise aber auch anstrengend baustellig… Wir haben auch noch ein Stückchen weit einen Anhalter mitgenommen und wissen jetzt dass das auch funktioniert wenn man keine gemeinsame Sprache zur Verständigung hat sondern einfach auf die Karte zeigt :D

In Elva waren wir dann also im „Motel Waide“, halt Motel plus Campingplatz, auch ganz schick, aber direkt an der Autobahn und einer Baustelle und ziemlich leer…War aber auf jeden Fall gut zum Erholen von zu viel Natur-Kontakt :D

Am kommenden Tag haben wir dann noch etwas den Luxus genossen, inklusive Internet, und sind nachmittags weiter gefahren Richtung Tartu, wo wir uns auf einen Parkplatz in der Filsosoofi Straße gestellt haben – ich glaube ich habe noch gar nicht erwähnt das Estnisch voll die putzige Sprache ist, oder (wie es der Reiseführer ausdrückt) „seit Jahren im sprachlichen Schönheitswettbewerb mit Italienisch“ steht. Tartu ist die zweitgrößte Stadt in Estland und gilt als das interkulturelle Zentrum des Landes. Dort steht auch die älteste Universität (die unter schwedischer Herrschaft als zweite schwedische Uni überhaupt gegründet wurde) und es ist dementsprechend auch eine Studenten-Stadt. Wir haben aber zuerst eher Touri Programm gemacht; Skulpturen gucken, Rathaus-Platz, Pizza-Essen :D Außerdem haben wir noch mitgekriegt, dass gerade ein Festival läuft: tARTuFF, ein armastusfilmide festival – Amateur-Film-Festival?! Naja, fast…. ein Liebesfilmfestival ist es. Da werden eine Woche lang oder so (Liebes)Filme gezeigt und zwar auf dem Rathausplatz, open-air und umsonst. Wir hatten auch vor da abends hinzugehen aber als wir um 22h wieder da hin kamen, waren dann schon alle Sitzplätze belegt und wir wollten nicht den ganzen Film im Stehen schauen. Aber coole Sache auf jeden Fall! :]

Wir sind tagsüber dann noch einfach viel durch die Stadt gelaufen wobei mir vor allem unglaublich viel total schöne StreetArt aufgefallen ist. Ich will insgesamt noch mal einen Extra-Post machen über StreetArt die ich so in den diversen Städten entdeckt habe, hier aber schon mal ein paar Stücke aus Tartu:

Beim durch die Straßen wandern haben wir auch noch den botanischen Garten besucht, ich fand es sehr schön das ich dort das Gefühl hatte im Vordergrund steht der Anspruch einen schönen Garten zu schaffen und nicht einen Lehr-Garten. Aber vielleicht habe ich den Berliner und sonstige botanische Gärten die ich kenne auch einfach zu schlecht in Erinnerung?

Dann sind wir auch noch in einen Hinterhof gestolpert wo es eine sehr gemütliche Studenten-Kneipe gab. Wir haben uns (wie wir es meistens machen) ein lokales Bier empfehlen lassen und etwas beim Tischtennis zugeguckt. Von dort sind wir dann aber kurz vor 10 schnell aufgebrochen um noch den Film zu erwischen – was ja nüscht so ganz hingehauen hat…

Durchs nächtliche Tartu sind wir dann alkoholisiert vom starken craft beer zurück zu unserem Wohnmobil. Auf dem Domberg gibt es zwar keine so genutzte Kirche, aber die Ruinen einer Kathedrale (großartig dazwischen lang zu laufen!) und die gegenüberliegenden Engels- und Teufels-Brücken, bei denen nicht ganz klar ist wonach sie benannt sind. „Eine Variante ist das die Engelsbrücke mal „Englische Brücke“ hieß und die Teufelsbrücke nach ihrem Architekt(?) Manteuffel benannt ist – aber vielleicht auch nur eines davon und die andere ist einfach als Gegenstück der anderen so benannt.

Am nächsten Morgen waren wir dann noch zwei Skulpturen angucken: „Vater und Sohn“ und „das lächelnde Schwein“. Ersteres zeigt die Proportionen eines ausgewachsenen Mannes im Vergleich zu einem Kleinkind, das aber auf die gleiche Größe hoch skaliert wurde.

Das lächelnde Schwein guckt wirklich knuffig, präsentiert auf seiner Seite aber die Fleisch-Teile zum Essen und direkt dahinter steht die Markthalle die hauptsächlich Fleisch verkauft…

Soviel für heute, aber ich schreibe jetzt hoffentlich etwas schneller weiter ^^

Vilnius

Am 21. Juli sind wir in Vilnius angekommen, der Hauptstadt von Litauen. Wir haben zu unserer Vorbereitung den Wikipedia Artikel über Vilnius gelesen, besonders die Geschichte, und das kann ich wirklich sehr empfehlen. Die Geschichte ist echt spannend, sehr wechselreich und ich werde sie hier nicht erklären, aber trotzdem teilweise darauf Bezug nehmen – also lest lieber ehe ihr nichts versteht. ;)

Ja, Vilnius, tolle Stadt kann ich auf jeden Fall sagen. Ich habe einen sehr positive Eindruck mitgenommen von den vier Tagen. Auffallend in der Altstadt ist, das alle Gassen krumm und schief sind, ich finde das sehr sympathisch. Die meisten sind auch sehr eng, wie man das aus alten Städten ja meistens kennt, aber es gibt auch immer mal wieder größere offene Plätze. Die meisten davon sind wohl entstanden weil im 2. Weltkrieg 40% der Stadt zerstört wurden und die Sowjets alles kaputte ganz abreißen ließen um dann entweder neu aufzubauen oder eben frei zu lassen. Was es hier wunderbarerweise auch sehr viel gibt sind Katzen. Ich habe keine Ahnung warum, aber sie laufen einem ständig über den Weg. Es gibt auch zwei(!) Katzen-Cafes hier, also wo man was trinken und dabei Katzen streichen kann. Haben wir leider nicht besucht. Was mir auch gefällt ist das es im Gegensatz zu Gdansk zum Beispiel nicht so eine über schniecke Altstadt ist, die eher wie ein begehbares Museum wirkt – sondern schon an vielen Stellen den Charme des leicht Angeranzten hat. Viele Dächer sind bewachsen, einige Häuser auch mitten in der Altstadt sehen unbewohnt aus, es gibt viel Street-Art, unverputzte Häuserrückwände allerorten, etc. Ist vielleicht nicht jedermanns Sache aber für mich macht es das gemütlicher, sympathischer und lebendiger irgendwie – versteht ihr was ich meine? Es gab natürlich auch viele Kirchen, das Gebäude das die Skyline der Altstadt mehr dominiert ist aber die Universität, die wir uns leider nicht näher angeguckt haben

Auch fasziniert haben mich die Hinterhöfe von Vilnius. Es gibt sehr viele von den Straßen zugängliche Hinterhöfe und was einen da erwartet ist jedes Mal völlig ungewiss. Es reicht von der Müllhalde zum schicken Restaurant, vom Parkplatz zu Dschungel, Baustelle oder es stellt sich doch als Straße heraus. Ich mag diese ständigen kleinen Überraschungen :)

Apropos Dschungel, wohnhaft sind wir hier im Downtown Forest, das ist Hostel + Campingplatz, sehr grün gelegen halt und unglaublich gemütlich. Eigentlich wollten wir wie in Gdansk nur irgendwo parken, aber fürs Parken muss man in Vilnius *überall* bezahlen, da ist ein Hostel dann nicht mehr so viel teurer aber viiiel komfortabler. Es hat auf jeden Fall den Charme von so Traveller Hostels, man kommt leicht ins Gespräch mit den anderen Reisenden, ich mag auch die Mischung aus Zelt, Wohnmobil, Wohnwagen und Zimmer-Bewohnern, die abends alle zusammen auf der Terrasse chillen. Am Mittwoch war ich gerade dabei das Internet zu genießen das hier so ziemlich großartig ist, als plötzlich eine Gruppe anfing Swing zu tanzen, was auch ziemlich großartig aussah. Nach einer Weile habe ich mitgekriegt das die von lindyhop.lt waren und hier gerade gefilmt haben. Hat auf jeden Fall gute Laune gemacht :)

Durch andere Reisende hier haben wir auch vom Rainbow erfahren, unserem nächsten Ziel nach Vilnius. Der Wikipedia kann einem vielleicht eine grobe Idee geben was das ist, oder auch sonst mal nach Rainbow Gathering suchen. So richtig wissen wir selbst nicht worauf wir uns da einlassen, aber meiner Vorstellung nach ist das so ein anarchistisches Hippie Treffen, wo viel zusammen gesungen und gekuschelt wird, alle zusammen essen, Geld praktisch nicht existiert weil man Notwendigkeiten einfach teilt und Luxus (wie Süßigkeiten!) miteinander tauscht. Es findet wohl jährlich in Europa eins statt an wechselnden Orten, es geht dann jeweils insgesamt 4 Wochen und gerade ist es eben in Nord-Litauen. Im Hostel waren auch noch viele andere die auch dahin fahren oder schon daher wieder gekommen sind, das hat die Stimmung dort natürlich auch großartig gemacht. Ich bin suuuuuper gespannt was uns da erwartet und wie lange wir bleiben werden… Aber jetzt erzähle ich erst mal weiter zu unserer Zeit in Vilnius:

Nachdem wir im Downtown Forest eingecheckt waren, haben wir am auf Dienstag dann die Altstadt erkundet. Pflichtprogramm ist dabei das Besteigen eines Hügels mit Burg-Resten, von dem aus man einen wunderbaren Blick über die ganze Altstadt und auch zu den Skysrapern hat. Komischerweise war ich da aber nicht in Fotolaune. Auch besucht haben wir uns am ersten Tag – und allen folgenden Tage – Uzupis, die Halbinsel in einer Schlaufe des Flusses Vilnia, die vorwiegend von Künstlern bewohnt wird die dort ihre eigene Republik ausgerufen haben. Ein Schild am Eingang weist einen auf die wichtigsten Regeln hin: Lächeln, langsam fahren, kreativ sein und vorsichtig sein das man nicht in den Fluss fällt. Der „Staat“ hat auch eine Verfassung, die man in viele Sprachen übersetzt dort lesen kann und im Pub kann man seinen Pass abstempeln lassen.

Zu Uzupis gibt es viele tolle Geschichten: Der erste April ist der Nationalfeiertag und an diesem Tag ist die 12-köpfige Polizei auch tatsächlich im Einsatz und stempelt jedem der über die Brücke kommt den Pass (oder irgendwas, I guess?!) Und aus dem Springbrunnen am zentralen Platz fließt irgendwann am 1. April für eine Stunde lang litauisches Bier – aber niemand weiß vorher wann, also ist man einfach den ganzen Tag da, es gibt Workshops, Ausstellungen ud vermutlich jede Menge tolle Leute. Also wer fährt am 1. April mal mit mir nach Vilnius??

Natürlich wird Uzupis nicht als Staat anerkannt von Litauen und wie immer bei solchen Projekten oder auch einfach „Szene-Bezirken“ ist die Frage wie sich das weiter entwickeln wird. Glücklicherweise gehören wohl viele der Häuser den Menschen die darin leben, aber es etstehen immer zwischen drin auch schicke, teure, neue Häuser und es wird erwartet das weiterhin immer mehr reiche Leute in das Viertel ziehen…

Es gibt in einer Künstler-Republik natürlich massig viel Kunst zu bewundern, von Skulpturen zu Wandmalereien, manche ganz versteckt – andere offen auf einem großen Platz. Es hat sehr viel Spaß gemacht durch diesen Bezirk zu schlendern und immer wieder etwas Neues zu entdecken

Street-Art and Art Streets

Nicht nur in Uzupis, auch sonst in Vilnius spielt Kunst eine große Rolle. Ich hab viel schönes Grafitti gesehen und es gibt ach eine Bewegung explizit mehr („traditionelle“) Kunst im öffentlichen Raum zu platzieren. Es gibt eine Straße in der litauische Autoren geehrt werden – dafür das sie schreiben in einer Sprache die gar nicht so viele Menschen sprechen. Auch einigen Autoren, die in anderen Sprachen schreiben sind dort Kunstwerke gewidmet, wenn in ihren Werken Litauen eine Rolle spielt. Das muss nicht unbedingt im Positiven sein, Beispiel: Als Geburtsort von Hanibal Lector.

Auch an anderen Orten in der Stadt gibt es schöne Kunst:

Zu Vilnius muss ich auf jeden Fall auch noch die tolle Tour erwähnen die wir am Mittwoch gemacht haben. „Free Tours by Locals“ – wir wurden in einer Gruppe von 25 für gut 2 Stunden von Raminta, einer Studentin die ihr ganzes Leben in Vilnius gewohnt hat, durch die Altstadt und Uzupis geführt und am Ende dafür als Spende geben was auch immer uns angemessen erschien. Sie hat unglaublich viele tolle Geschichten zu der Stadt erzählt, von denen einige auch schon in diesem Beitrag eingeflossen sind. Nach der Tour waren wir in kleinerer Gruppe noch mit ihr Mittagessen und es war sehr nett mit ihr und den anderen Touristen zu quatschen.

An den Abenden in Vilnius haben wir auch noch die Bars der Stadt erkundet:

Di abend: Live Musik währed ne Kuh die Wand hoch fliegt im Vasaros Terasa („Summer Terace“). Leider habe wir nen Großteil der Musik verpasst, die um 11 schon zu Ende war
Di abend: Live Musik währed ne Kuh die Wand hoch fliegt im Vasaros Terasa („Summer Terace“). Leider habe wir nen Großteil der Musik verpasst, die um 11 schon zu Ende war

Mi abend: Zuerst im rePUBlic zu richtig guter Musik und Sport-Fernsehen ein paar Biere trinken, dann weiter ins Alchemikas, wo ich eine Weile mit den Zitaten auf dem Menu abgelenkt war, bevor ich mit der Cocktail-Auswahl überfordert war. Franz hatte einen Thai Caipirinha (mit Wasabi) und ich hatte irgendwas geiles mit Sahne und Ahornsirup.

Später hatten wir noch eine „Diskussion“ mit einem selbst bezeichneten Heiden, über die bösen USA und das die Sowjets viel schlimmer als die Nazis waren… Mit betrunkenen zu versuchen zu reden kann ganz schön anstrengend sein, aber der Barkeeper war sehr nett und mit ihm zu quatschen war auch cool :)

Am Freitag sind wir dann früh aufgebrochen – und zwar zusammen mit Peter aus Dänemark, den wir am Abend vorher vom Rainbow erzählt hatten und der unser Angebot mitzufahren dann spontan angenommen hat. Einen Zwischenstopp haben wir noch bei der Inselburg Trakai gemacht, die ganz in der Nähe von Vilnius liegt

In den Räumen der Burg gab es einige interessante Ausstellungen, mich haben die Pfeifen und die aus Elfenbein geschnitzten Gegenstände fasziniert:

Außerdem habe ich in Trakai noch festgestellt das man am Pranger nicht so einfach Selfies machen kann, was für eine Schande! :D

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Ankommen in Litauen: Wald und Stalins

Wir haben natürlich nicht einfach eine der beiden großen Straßen über die polnisch-litauische Grenze genommen, sondern einen kleinen Waldweg Richtung Kapciamietis – und ja, alle Ortsnamen in Litauen klingen wie aus einem Fantasy-Roman.

Der Wechsel von Litauen nach Polen hat sich viel mehr wie der Übergang in ein anderes Land an gefühlt, als das bei Deutschland–>Polen der Fall war. Natürlich sieht die Natur vor und nach der Grenze erst mal gleich aus, aber die Siedlungen in Litauen waren irgendwie anders. Ganz viele Holzhäuser auf jeden Fall, ansonsten kann ich es gar nicht so genau beschreiben… Ankommen in Litauen: Wald und Stalins weiterlesen