Am großen See und am kleinen Meer

Also genaugenommen:

Am Peipus-See der für einen See ziiiiemlich groß ist und am Meer das zwar Ostsee heißt aber Meer ist und das zwar größer als der See ist, aber für ein Meer immer noch recht klein – aber das war zu lang für einen Titel ^^

Am Mittwoch, den 5. August sind wir von Tartu weiter zum Peipus-See. Das ist der riesige See der einen Großteil der Ostgrenze Estlands zu Russland bildet. Er ist etwa sieben mal so groß wie der Bodesee, also wirklich ein großer Brocken! Am estnischen Ostufer dieses Sees leben viele „Altgläubige“ das ist ein Absplitterung der russisch-orthodoxen Kirche als Reaktion auf Änderungen/Neuerungen im 1660. Wir sind nach Kolkja am Peipsi-See gefahren, wo es ein Museum der Altgläubigen gibt. Also es gibt dort ein traditionell eingerichtetes Wohnhaus an dem ein kleines Schild mit „Museum“ steht, dessen Eingangstür nicht verschlossen ist und indem mal herum laufen kann wenn man sich die Schuhe auszieht und 3€ bezahlt. Ich war schon etwas schockiert das die Änderungen in der Lithurgie, die zur Absapltung und Verfolgung der Altgläubigen geführt haben, mir ziemlich banal vorkamen… Also die beiden wichtigsten Punkte waren scheinbar ob man zwei oder drei Finger zum Zeichnen des Kreuzes verwendet und das bei der Schreibweise von „Erlöser“ ein „i“ hinzugefühgt wurde…. Naja, jedenfalls war das Museum schon ganz spannend um die traditionelle Kleidung etc. dieser Volksgruppe zu sehen (was ich aber iwie nicht schön fotografiert habe). Eine sehr dicke und sehr alte Bibel hat mich auch sehr fasziniert wie auch ein Spiegel der… naja, ich weiß gar nicht genau was mit ihm passiert ist, aber er war jedenfalls nicht mehr so ganz vollständig:

Auch sonst war Kolkja ein netter Ort, viele schöne Holzhäuser, viele Störche und ein erster Blick auf den groooooßen See…

Weiter ging es nach Norden, ungefähr dem Ufer des Sees folgend – aber nicht zu nah, wir wollten ja nicht wieder im Schlamm stecken bleiben! Nördlich von Lohusuu haben wir dann einen Zeltplatz gefunden – und was für einen Luxus Zeltplatz! Wir waren durch das Zelt-Symbol auf OpenStreetMap dahin gekommen und es ist einer von vielen Zeltplätzen des RMK, des estnischen Wald-Verwaltungs-Amtes (oder so?). Die wollen unter anderem nicht dass die Leute, die ja wild überall im Wald campen dürfen, da auch wild Feuer machen, also richten sie schicke Zeltplätze ein, die man kostenlos nutzen kann mit überdachten Tischen, Trocken-Klos, Mülleimer, Wasserpumpe – und eben auch Feuerstellen. Finden wir: Wunderbar!

6.August

Wenn man direkt am See nächtigt, muss man morgens natürlich auch rein springen. Wobei „springen“ hier schon eine sehr übertriebene Wortwohl ist. Angemessener wäre es zu sagen: Wir haben eine morgendliche Wanderung in den See gemacht. Man will ja irgendwie einen guten Kompromiss finden zwischen „tiefem Wasser“ und „das Ufer noch sehen“…. Äh, hatte ich erwähnt das der Peipus-See sehr flach ist? 8m ist er durchschnittlich nur tief und selbst an der tiefsten Stelle (die viel weiter südlich liegt) sind es nur 15m. Und das bei der Größe!

Vom See sind wir, wie der Titel ja schon verraten hat, hoch zur Ostsee gefahren und zwar in den Lahemaa Nationalpark. Ich habe mir unter Nationalpark ehrlich gesagt etwas anderes vorgestellt, also es gibt da immer noch Dörfer und Städte, Industrie und auch viele Monokulturen in den Wäldern… den einzigen Unterschied zum Nicht-Nationalpark-Gebiet, den ich wirklich mitbekommen habe, war das man dort nicht wild campen durfte – aber das ist ja auch egal bei den wunderbaren RMK Zeltplätzen! :]

Zuerst angehalten haben wir in Altja, das laut unserem 12 Jahre alten Reiseführer einen „schönen und einsamen Strand“ verfügt. Wir haben uns also hinter die zwei Reisebusse gestellt und sind mit etwa 10 anderen Touris den kurzen Weg zum Strand gelaufen. Immerhin war da auch ein Tour-Guide mit dabei und wir haben „aus Versehen“ zugehört.

Das dritte Bild ist übrigens auch deshalb interessant, weil es den Franz noch gerade so mit trockenen Füßen zeigt. Irgendwie war der eine Stein doch rutschiger als er aussah und zack ist man drin in der Ostsee, jaja… Der Strand war dann tatsächlich halbwegs leer, wohl weil die Touri-Führung ihn nicht mit einschloss und nachdem Franz schon unfreiwillig in die Ostsee gerutscht war, wollte ich dem Finnischen Meerbusen dann natürlich auch noch unbedingt meinen Besuch abstatten.

Auf dem Weg weiter durch den Nationalpark haben wir noch eine verlassene Hobbithöhle entdeckt. Also so war jedenfalls meine Assoziation von außen, aber da es von innen nicht nach Behaglichkeit aussah, kann es wohl keine echte Hobbithöhle gewesen sein…

Hier könnte man wohl auch mal sagen, dass Franz und ich auf dieser Reise generell sehr neugierig velassene Häuser etc angucken und teilweise beklettern… In Lettland (prä Sumpf) gab es zum Beispiel auch noch so tolle halb verfallene Holz-Häuser, von denen werden auch mal Fotos nachgereicht :)

Für die Nacht haben wir uns dann wieder einen schicken RMK Zeltplatz ausgeguckt, und wenn man schon die Wahl hat, dann natürlich gleich was Besonderes: Am Nördlichsten Punkt Estlands nämlich! Also genau genommen kann man vom Campingplatz aus jedenfalls auf die Ladzunge gehen die dann den nördlichsten Punkt Festland-Estlands enthält – es gibt nämlich noch die kleine unbewohnte Mohni Insel – aber so genau muss man es ja vielleicht auch gar nicht nehmen?! Auf jeden Fall war es wunderschön dort und es gab sogar noch mehr Luxus als auf dem vorherigen Platz, nämlich zu den Feuerstellen auch noch bereitgestellte Holzscheite. Und wenn das alle ist kann man sich auch noch Baumstämme (natürlich auch bereit gelegt!) zersägen und zerhacken.

Zum Sonnenuntergang gucken sind wir dann auf die Landzunge gewandert, wobei die Ostsee mal wieder zugeschlagen und uns nass gemacht hat. Diesmal hat es mich erwischt, bzw meinen einen Fuß, also Gummistiefel mit Socken drin konkret. Franz hatte sich natürlich den größten Felsbrocken ausgeguckt, also „mussten“ wir da irgendwie hoch bevor die Sonne unten war. War letztlich aber leichter als gedacht, weil jemand ein Seil befestigt hatte. An dem lies es sich auch gut hochklettern, denn wie gruselig es befestigt ist sieht man ja erst wenn man oben ist… Der Sonnenuntergang war wunderschön und es war vor allem Klasse so ein Panorama zu haben. Geschätzte 270° Meeres-Horizont, wir hätten auch noch bis zum Morgen sitzen bleiben können und den Sonnenaufgang ebenfalls über dem Meer genießen können. Dafür war es dann aber doch zu windig. Auf dem Rückweg hat Franz dann noch mal seine Tasche samt Handy in die Ostsee getaucht und ich bin mit dem anderen Fuß in sie reingerutscht. m)

*Bilder vom Sonnenuntergang kommen noch*

Wir wollten den Abend gerne mit anderen Leuten zusammen am Lagerfeuer verbringen, also bin ich mal losgezogen um zu gucken ob es schon ein wärmendes Flämmchen gibt zu denen wir uns dazu gesellen können. Bei der ersten Stelle gab es leichte Kommunikationsprobleme, und der Typ nahm auch gleich an ich käme um mich zu beschweren das ich wegen dem Rauch seines Feuers nicht schlafen können. Äh, was? Wir haben dann aber eine junge Familie aus Talinn gefunden zu der wir uns dazu gesellt haben und den Abend über sehr nett gequatscht haben – übers Reisen, Estland und Deutschland, den Arbeitsmarkt in Estland, den Umgang mit der russischen Minderheit, Flüchtlingspolitik und bestimmt noch vielen anderen Themen. Nur der Junge fand es langweilig das wir die ganze Zeit in diesem unverständlichen Englisch gequatscht haben ^^

Am Morgen sind wir dann weiter nach Talinn und darüber geht es dann im nächsten Beitrag :)