Da müssen wir halt durch: Belgien und Frankreich

Ok, die Überschrift klingt jetzt vielleicht negativer als es gemeint ist. Nach Ruigoord/Amsterdam hatten wir eben Spanien als nächstes großes Ziel – unter anderem auch, weil es so kalt war und Spanien mit Süden und Wärme verbunden war. Aber auch die Fahrt durch Frankreich und Belgien war durchaus schön, nur eben nicht explizites Vorfreude-Ziel…

Eine Nacht haben wir in Belgien im Wald vor Antwerpen verbracht, aber Niederlande/Belgien war mal wieder so ein Grenzübergang wo sich nichts auffällig verändert hat, also hat sich da auch noch nichts sehr „Belgisch“ angefühlt. Auf der etwas anstrengenden Autobahn um Antwerpen herum – so viele Auf/Abfahrten hintereinander, dass neben der regulären rechten Spur eigentlich dauerhaft zwei weitere Spuren waren und vor dem langsamen Wohnmobil von links und rechts die Autos rüber ziehen – sind wir weiter gefahren nach Brügge.

Brügge

Ja, echt ein schnuckeliger Ort, den wir natürlich auch nur durch den Film kennen. Ich wollte eigentlich noch mal eine Statistik zu den Besucherzahlen von Brügge raus suchen um zu gucken ob der Anstieg nach Veröffentlichung des Films so krass war wie ich mir das vorstelle. Aber auch wenn sich dort grad keine Mafiosi herum treiben, hat die Stadt einiges zu bieten. Super gut erhaltende mittelalterliche Altstadt, die es so in dieser Form auch nur wegen einer Laune der Natur gibt: Im Jahr 1134 hat eine Sturmflut Brügge einen Meereszugang beschert, der es in den darauf folgenden Jahrhunderten zur wichtigen und sehr reichen Handelsstadt machte. In dieser Zeit entstanden also auch all die schicken Gebäude, die die Altstadt von Brügge ausmachen. Im 15. Jahrhundert versandete dann aber der Meeresarm, Antwerpen wurde als neue Haupt-Handelsstadt der Region groß und Brügge blieb halt einfach so hübsch wie es war stehen, hat also hervorragend von seinem Niedergang profitiert…

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Schokolaaaaaaaaade! :)

Wie das bei schönen kleinen Städten so ist, ist auch Brügge natürlich ziemliche Touri-Stadt. Im Zentrum der Stadt sind zum Beispiel fast ausschließlich Touri-Läden: belgische Schokolade, belgisches Bier, Andenken und Postkarten. Und natürlich überteuerte Restaurants. Wir lassen uns davon aber nicht die Laune verderben, widerstehen irgendeinen Quatsch zu kaufen und genießen das schöne Stadtpanorama.

Weiter fahren Richtung französische Grenze, Richtung Lille, wollen wir eigentlich einen Campingplatz kurz vor der Grenze ansteuern, aber wir verpassen die richtige Ausfahrt. Naja, dann nehmen wir halt den Campingplatz kurz hinter der Grenze, ist dann halt in Frankreich statt in Belgien, macht jetzt ja auch nicht so nen großen Unterschied… dachten wir.

Ein erster komischer Eindruck von Frankreich

Wir fahren also die kleine Straße entlang, die laut OSM zu dem französischen Campingplatz führt und sehen… Autoteile am Wegesrand… dann ach ein Autowrack, hm, ok, das ist irgendwie… naja sagen wir mal „weniger Vertrauen erweckend“. Am Ende der Straße ist tatsächlich ein Platz auf dem Wohnmobile und Wohnwägen stehen – aber auch in teilweise halb zerfallenen Zustand, nach Campingplatz-Infrastruktur sieht hier nichts aus. In halb französischer, halb englischer und halb verständlicher Kommunikation wird uns mitgeteilt, das wir hier schon gerne bleiben können, das es ein Platz für Zigeuner (sic) sei, aber leider außer Dixies keine Infrastruktur gäbe. Hm, ja, nee, das wollen wir nicht. Wir haben die ersten zwei Nächte in Frankreich dann auf einem anderem, naja „richtigem“ Campingplatz verbracht…

Tja, Frankreich, rückblickend betrachtet muss ich ja sagen das ich schon mit einem riesigen Haufen Vorurteilen in das Land gekommen bin. Vor allem ist das Land für mich mit der Sprache assoziiert und die wiederum mit doofen Französisch-Lehrern. Und zumindest das Vorurteil das sich die Franzosen sehr weigern etwas anderes als Französisch zu sprechen hat sich auch ein paar mal bestätigt (und es gab natürlich auch Gegenbeispiele, aber die merkt man sich ja weniger und verstärkt so das Vorurteil im Kopf, jaja). Als wir spät abends und ziemlich fertig von anstrengenden französischen Straßen auf dem Campingplatz La Paille Haute ankamen, war ich froh darüber das ich noch im Kopf hatte das auf der Website explizit stand das sie dort auch Englisch sprechen und ich in diesem Zustand also nicht versuchen muss meine Französisch Kenntnisse zu reaktivieren. Aber für französische Verhältnisse war es wohl einfach zu unhöflich mit „Good Evening“ statt „Bon soir“ zu grüßen? Jedenfalls redete der Mann an der Rezeption dann erstmal eine ganze Weile nur Französisch mit uns auch wenn sich später heraus stellte das er durchaus sehr gut Englisch sprach… *seufz* Noch skurriler fand ich allerdings in dieser Hinsicht ein Gespräch auf der Apero Metro Party in Paris. „Hey, don’t you think you should speak French? I mean, we are in France, that is a matter of respect“ werde ich dort in einem Gespräch angepöbelt. Ich sage ihm das ich nicht gut genug Französisch spreche um mich flüssig zu unterhalten „But it is impolite to speak English here in France, we should all speak French!“ – „Well, you are welcome to speak French to each other, only that will mean I’ld just be standing there not really understand a lot – whereas in English we can all talk to each other…“ – „But show some respeeeeeect!“ Das ganze war übrigens ein nur ein Englisch angekündigtes Couchsurfing Event….

Aber wir haben durchaus auch nette Franzosen getroffen… glaube ich, mir fallen gerade nur keine ein. Hm… Wir hatten in Frankreich jetzt generell nicht sooooo viel mit anderen Leuten zu tun außer in Paris und da waren es überwiegend Ausländer zB Erausmus-Studis…. Hm, wie wende ich das jetzt noch zum Positiven? Naja, ich erzähle einfach mal von den schönen Erfahrungen in Frankreich (die vielleicht weniger mit den Franzosen zu tun hatten…?)

Paris

Auf dem Weg nach Paris haben wir uns die Couchsurfing Events für den Abend angeguckt und da ist uns eines besonders ins Auge gefallen, die Apero Metro Party, angekündigt als „The Craziest Party in Paris“ – also mal gucken ob es an „normal-verrückte“ Partys in Berlin heran reicht ;D

Die Einladung und das Konzept klangen schon lustig: Mit großer Gruppe und Musik-Anlage einen Ubahn-Wagon stürmen und da dann Party machen. Bevorzugt mit schrägen Hüten/ Masken/ Perücken/ Kostümen ausgestattet das ganze. Die Veranstalter bitten um 3€ um die Geldstrafe bezahlen zu können die die vielleicht fürs veranstalten einer illegalen Party auf sie zu kommt (letztes Mal 180€) und technischen Stuff bezahlen zu können…

Auf jeden Fall war es eine schöne Gelegenheit Couchsurfer kennen zu lernen! Zuerst standen wir bestimmt eine Stunde vor dem Metro-Eingang und sind am quatschen während nach und nach immer mehr Leute eintrudeln. Mit Glitzer-Paste ausgestattet bin ich allerdings schon deutlich mehr dabei den „Verrückt Dresscode“ zu erfüllen, also da bin ich von Berliner Party vielleicht auch verwöhnt? Schließlich sind wir losgezogen, eine U-Bahn-Station weit gelaufen (gerüchteweise um der Polizei nicht in die Arme zu laufen) und dann ging es endlich in die Metro. Wir waren so viele das wir nicht alle auf einmal in einen Wagon rein kamen, aber an den darauf folgenden Stationen wurde sich dann eben noch nach und nach dazu gequetscht. Es war echt gute Stimmung, die Musikanlage aber nicht wirklich laut genug, und Platz zum tanzen war ohnehin auch rar. ^^

Danach sollte es noch in eine Bar zur After-Party gehen, aber wir haben uns dann abgesetzt zusammen mit Nico, deutscher Erasmus-Student in Paris. Während wir mit ihm durchs nächtliche Paris ziehen, können wir auch nebenbei noch ein paar Sehenswürdigkeiten „abhaken“ – schon beim ersten Gebäude auf das ich zeige und Nico frage „Und was ist das?“ lautet die Antwort Notre-Dame. Es geht auch an vielen anderen Kirchen vorbei die in jeder anderen Stadt total beeindruckend wären, aber in Paris einfach normal sind und entsprechend unbekannt. Wir laufen weiter durch die Gassen und spüren einen Späti auf bei dem wir bezahlbares Bier kaufen können. Ich bin sehr fasziniert davon das die Spätis in Paris viel frisches Obst und Gemüse im Angebot haben, das könnte sich in Berlin ruhig auch mal durchsetzen! Wir machen unsern Weg nach Norden und erklettern schließich den höchsten Berg von Paris, wo die Sacre-Coeur Kirche steht. Geiler Blick über die nächtliche Stadt!

Wieder zum Wohnmobil zurück zu kommen ist etwas schwieriger als gedacht, obwohl Samstag ist fährt die Metro nicht durch (sagte die verwöhnte Berlinerin empört) aber mit Nachtbussen schaffen wir es um 5 Uhr früh auch irgendwie nach „Hause“…

Am nächsten Tag treffen wir uns mit Nico um auch im Tageslicht noch etwas von Paris zu sehen. Treffpunkt vor dem Louvre, das eine irgendwie enttäuschend kurze Schlange vorm Eingang hat. Also wir wollten halt eh nicht reingehen und ich hatte mich schon darauf gefreut über die Leute zu lachen, die stundenlang anstehen – so lache ich halt über die Leute die alle das gleiche Foto machen, nämlich wie sie vermeintlich die Glaspyramide mit der Hand hochhalten.

Vom Louvre Richtung Place de la Concorde, der Jardin de Tuileries hat viel coole bis weirde Kunst ausgestellt. Der Place de la Concorde ist bemerkbar der größte und verkehrsreichste Platz in Paris und damit doch etwas anstrengend, außerdem kann ich den Obelisken nicht angucken ohne daran zu denken wie sehr er an der Stelle im Tempel von Rases II. In Ägypten ganz offensichtlich fehlt. Die Seine überquerend machen wir unseren Weg schließlich auch zum Eiffelturm, wo die Touristen-Schlangen auch etwas beeindruckender sind als am Louvre. Wolfgang Schwendovius, der Seelen-Vernichter, Adoptiv-Känguruh und unser treuer plüschiger Reisebegleiter hat Spaß auf dem Eiffelturm herum zu klettern, bricht dabei unglücklicherweise die Spitze ab – aber das ist alles nicht schlimm, es gibt da nämlich überall Eiffeltürme zu kaufen, so dass wir den kaputten problemlos ersetzen können.

Also irgendwie fand ich Paris als Stadt anstrengend… selbst die ganzen schönen Häuser sind irgendwie anstrengend weil es so massig viele gibt, alles ist so überlagert mit Zeugs… Also wenn ich mal mehr in Touri-Laune bin könnte ich mir schon vorstellen hier noch mal für nen Besuch hinzukommen, aber angesprochen, gar zum hier Leben, hat mich die Stadt nicht. Und sie ist ja auch voller Franzosen ;)

Wie wir weiter durch Frankreich bis nach Spaniern gefahren sind, das erzähle ich euch dann im nächsten Post. Und ich bin umso motivierter den zu schreiben, je mehr Feedback ich zum Blog kriege *just saying* ;)