Rainbow – Tag 1

Das Rainbow war ziemlich fantastisch, krass, rudimentär und liebevoll. Mal sehen, ob ich es schaffe alles in chronologischer Reihenfolge hinzubekommen, da es nämlich kaum Fotos gibt, weil Elektronik nicht erwünscht ist dort… Aber versuchen wir es mal chronologisch:

Von Leuten in Vilnius haben wir die Anfahrt beschrieben bekommen, wobei die Informationen die Peter, unser Mitfahrer, bekommen hatte, eine bessere Anfahrt versprachen: weniger schlechte Wege, näher dran mit dem Auto und da man auf das Rainbow selbst nicht mit dem Auto fahren kann/soll, schien uns näher ein ziemlich gutes Argument. Als wir in einem kleinen Dörfchen im Norden des Rainbow Gathering namens Aleksandravele ankamen, sahen wir schon viele „Rainbow People“ die den kleinen Laden des Dörfchens mehr oder weniger leer kauften. :) Also viele fröhliche, freundliche, bunte, barfussige, behaarte, dreadige Menschen. Als wir diese an der nächsten Kreuzung nach dem Weg fragten, stellte sich schon eine geteilte Meinung über die Befahrbarkeit des besseren kürzeren Weges herraus und wir stellten unser „Hamstermobil“ letzendlich kurz ab um uns ein eigenes Bild zu machen: es war „befahrbar“ jedenfalls für den einen Tag, da wir aber nicht wussten, ob das Rainbow nicht voll komisch ist und wir am nächsten Tag nicht evtl. fliehen wollen, entschieden wir uns doch noch mal eine Runde zum offiziellen Parkplatz zu fahren. Also kamen wir von Antrazave und folgten den „Magic Signs“. Auf dem Weg nahmen wir noch zwei vollbepackte Hitchhiker die letzten Kilometer mit, die uns halfen die Magic Signs (weiße Bändchen) zu interpretieren. Der Weg wurde feldiger und matchiger aber nichts, was man nicht mit ein bisschen Vorsicht umfahren konnte. Bis wir zu einem kleinen Flußbett kamen, das fast nur nach Matsch aussah an dem ich (Franz) kurz anhielt und eine kurze „Lagebesprechung“ einrief. Wir kamen zu dem Schluss, das nicht stoppen und schnell durch der einzige sinnvolle Plan ist und so gab ich viel Gas rutschte nur einmal kurz weg, lenkte gegen und wir hatten die andere Seite erreicht. Nun tat sich uns eine flache Wiese auf auf dem wir alle möglichen Autos stehen sahen und voller Freude hatten wir den Parkplatz erreicht. Später erfuhren wir, dass das der Weg für die Fußgänger war und es mittlerweile auch einen Weg für die Autos gab, der nur noch nicht ausgeschildert war. :D Ist ja alles gut gegangen. :) Alle waren glücklich. Spätere Stories, dass sie da einmal pro Tag jemanden raus ziehen würzten das Glücksgefühl auch noch ein bisschen. :)

Auf dem Rainbow angekommen, wollten wir es erstmal erkunden, bevor es dunkel wird. Also gingen wir Richtung des richtigen Geländes, „up hill“ hatte man uns gesagt, weil es auf kleinen Hügeln lag. 10 min später durch noch matchigere Straßen, die man wirklich nicht mit Auto hätte fahren wollen, kamen wir an einem kleinen Shelter an, dort stand ein kleines Schild, schön bemalt und hieß uns wilkommen und es schallte uns auch im Chor entgegen: „Welcome Home!!“. Wir hatten es erreicht, das Welcome Tent.

Dort wurde uns wahlweise Tee oder Kaffee angeboten und uns die „Regeln“ erklärt. Es gibt keine wirklichen Regeln, es sind eher Richtlinien. Zum Beispiel: Keine Drogen, kein Alkohol – das heißt nicht prinzipiell Alkohol und Drogen sind verboten aber bitte verzichtet doch darauf. Wenn es Leute gibt die seit Jahren trinken und ihr morgendliches Bier oder was auch immer brauchen, gehört es halt zu einer Facette des Rainbows. Aber bitte mache es privat. Gras und Nikotin sind ein strittiges Thema, manche Rainbows wollen auch gerne darauf verzichten aber manche ebend nicht. Hängt immer von den jeweiligen Hauporganisatoren/Focalizern ab. Obwohl es auch die Regel gibt „The only organizer in Rainbow, is the one who reads this (sign)“ (Der eizige Organizer auf dem Rainbow ist derjenige der dies[es Schild] liest.) Oder ähnlich wenn du Arbeit siehst, ist es deine. („If you see a job, it’s yours“) Was eine sehr gute Art und Weise ist mit den ganzen „Jemand müsste doch mal …“ umzugehen. :) Weitere Regeln sind z. B. nichts außer Holz in das „heilige“ Hauptfeuer (z. B. keine Zigarettenstummel, Papiermüll etc.) – für andere Feuer gilt eine nicht ganz so strenge Regel, aber keiner würde dort Plastik oder ähnliches verbrennen. Nimm deinen Müll mit nach Hause, mach keine Fotos ohne zu fragen, benutze keine Elektrizität – Taschenlampen sind hier aber wohl ein notwendiges Übel :D, keine Seife im See – generell sollte man sich lieber mit Asche waschen als mit Seife und zu guter letzt die Shit Pits: Ich persönlich habe nicht gedacht, dass man für eine größere Gruppe von Menschen Löcher gräbt um dort hineinzufekalieren ^^, aber ja auf dem Rainbow wird das so gemacht und damit auch alles hygenisch bleibt, sollte man das Häufchen mit Asche oder zumindest Sand bedecken. Manche sagen auch kein Klopapier und manche sagen, passt schon. Hände waschen danach auf jedenfall nicht vergessen. Wenn das Loch voll ist, das nächste graben. Sonst gibt es noch Hinweise wie: Wenn dir langweilig ist, bring Holz zur Küche, Holz zum Hauptfeuer oder hilf in der (Kinder-)Küche. Achja die Küchen sind für die Food Circles da, dazu später mehr…

Nach ungefähr einer Stunde quatschen mit Leuten am Welcome Tent, Tee trinken, Infos bekommen und schon zum zweiten mal „Food Circle“ Rufe hören – Informationen auf dem Rainbow verbreitet man so: Eine Gruppe von Menschen wünscht sich etwas und dann versucht man synchron diese Nachricht zu verbreiten. Dies reicht meistens bis zu ein bis zwei nächsten Gruppen, die diesen Wunsch wiederholen. Zum Beispiel: „Music at healing area needed“ wird ausgerufen und die nächste Gruppe die es hört wiederholt „Music at healing area needed“ und so weiter. Musikanten, die dazu Lust haben, können sich nun aufmachen zur healing area, um dort Musik zu spielen. Ein Besonderes calling ist der „Food Circle“ Ruf. Dieser wird insgesamt dreimal gerufen. Das erste mal wenn eine Gruppe beschließt in 1-2 Stunden müsste es Essen geben. Das ist zusätzlich die Information für Leute das in der Küche jetzt Hilfe benötigt wird. Das zweite mal sollte eine halbe bis eine Stunde bis zum Food Circle noch verbleiben und ein drittes mal „Food Circle Now“ heißt es gibt jetzt unmittelbar den Food Circle. Das ist das Signal das alle sich zum Food Circle begeben können und der Food Circle beginnt. – begaben wir uns mit dem Plan nun zum eigentlichen Gathering weiter zu gehen. Aber nach ungefähr 10 min. weiterem Laufen, kamen wir immer noch nicht am Hauptlager an und beschlossen erst einmal zum Auto zurück zugehen, warme Sachen zu holen und Teller und Besteck für den Food Circle.

Nachdem wir diese Prozedere dann doch endlich hinter uns hatten – zurück 20 min, anziehen, alles mitnehmen und wieder hin laufen – entdeckten wir die ersten kleinen Camps, Kinderküche, Schilder zu den Shit Pits, den Info Point und das Lost and Found und dann auch endlich das Hauptfeuer um das sich mitlerweile die ersten Menschen versammelten. Hier gab es nämlich den Food Circle. Der Food Circle bestand aus einem inneren und einem äußeren Kreis aus Menschen, die das Feuer und die riesigen Essenstöpfe umschlossen. Alle Menschen hielten sich an den Händen (rechte Hand ist dabei in anderer Position als die linke Hand, ich glaube wegen dem Energiefluss und so :) ) und nun begannen Menschen zu singen und die Kreise stimmten mit ein. Wenn man sie noch nicht kannte, lernte man hier die Rainbow Songs, die meist einfach gehalten sind damit man sie schnell mitsingen kann aber eigentlich alle sehr schön sind. Zwischen drin gibt es Küsse auf die Hände oder Wangen die man im Kreis weiter reicht oder die Kreise gehen auf einander zu um sich zu umarmen. Am Ende gibt es meist ein minutenlanges „Om“, das immer weiter gehalten wird, bis die Mehrheit beschließt „langsam hab ich Hunger“ und sich Schweigen ausbreitet :D . Am Ende führen alle ihre Hände nach oben lassen ihre Nachbarn los um über sich die Hände zusammen zuführen und in einer gebetsartigen Geste vor sich führen und sich auf den Boden knien um den Boden zu küssen oder wenigsten nah am Boden zu sein. In dieser Position haart man einige Sekunden aus und dann beginnt langsam das Essen verteilen.

Dazu begeben sich Freiwillige in die Mitte und ihnen werden Hygene-Regeln erklärt wie Schüsseln nur unten anfassen, Essen neben den Töpfen befüllen, damit nichts von den Schüsseln der Rainbower wieder in den Topf fällt, Hände waschen und Portionsgrößen bestimmen. Dann gehen sie langsam zwischen den beiden Zirkeln herum und verteilen das Essen. Grundsätzlich ist alles erstmal vegan, aber es gibt auch noch extra Essen für die nur Rohkost essenden Rainbower. Das Essen ist meist nicht gewürzt, aus Rücksicht vor Allergikern oder ähnlichem. Wenn es Salz gibt, dann separat, Zucker im Essen ist eine Art Tabu, weil dort auch viele versuchen, ohne weißen Zucker zu leben, Dressing zum Salast oder ähnliches gibt es auch nur separat.

Bevor und während Essen verteilt wird, laufen Leute rum um über Workshops zu informieren oder Mitfahrgelegenheiten anzubieten oder zu suchen oder ähnliches. Man unterhält sich mit den Leuten die neben einem sitzen und redet über Abendpläne.

Am ersten Abend haben wir Leute aus Slowenien, die wir in Vilnius getroffen hatten, wieder gefunden und wurden zu ihrem Lager eingeladen um dort am Feuer zu sitzen und zu quatschen. Nach ungefähr einer Stunde saßen wir auch dort und haben uns nach ca. zwei Stunden wieder auf den Weg nach Hause zu unserem Camper gemacht. Weil es kalt und feucht war hielten wir noch kurz am Camp von Israelies an und haben mit denen Tee getrunken, um kurz vor zu Hause noch am Welcome Tent rumzusitzen und zu quatschen, bis wir dann die letzten 10 min zum Camper auf uns nahmen und ins Bett fielen.